Pardubice Open 2024

Auch in diesem Sommer haben die Mitglieder unseres Vereins an zahlreichen Turnieren teilgenommen. Ich (Viktor) möchte hier das GM-Open im tschechischen Pardubice beleuchten. Vielleicht ist der ein oder andere dadurch inspiriert im nächsten Jahr mitzukommen.

Anreise

Wie jedes Jahr fand in Pardubice ein Open vom 19.07. bis 27.07. statt. Und wie jedes Jahr waren Vertreter von Mattnetz vor Ort. Die diesjährige Delegation bestand aus Henrik, Malina und mir. Für Henrik war das mittlerweile die 7. Teilnahme an diesem Turnier.

Um überpünktlich da zu sein, traten wir unsere Reise in das ferne Tschechien schon am Vortag um kurz nach 7 Uhr an. Damit wir zu dieser frühen Stunde auch gleich wach werden, war die tschechische Bahn auch so nett und hat uns die Plätze in einem Wagen verkauft, der überhaupt nicht am Zug hing. Begeisterung pur, und das ohne die Grenzen von Berlin verlassen zu haben. Immerhin kamen wir pünktlich 6 Stunden später an unserem Ziel an und hatten noch über 24 Stunden bis zur ersten Runde.

Genug Zeit um in die Ferienwohnung einzuchecken und anschließend das Touristenprogramm zu erledigen. Hotel Labe, die Innenstadt, Schwimmbad und das Einkaufscenter sind immer wieder ein Besuch wert. Nach der Anmeldung beim Turnier, endete der erste Tag dann beim Asiaten. Das Turnier konnte beginnen.

Henriks Turnier

Das Ziel dieses Turniers war für Henrik klar: die erste IM-Norm und damit verbunden ein saftiges ELO-Plus.

Mit 2 Punkten aus den ersten 2 Tagen war der Start zumindest geglückt und in der 3. Runde ging es dann erstmals gegen einen nominell stärkeren Gegner: der erst 14-jährige IM Vaclav Finek. Der Schluss dieser Partie ist wirklich sehenswert.

Hesse,Henrik (2297) – Finek,Vaclav (2452)


Es sieht nicht gut aus für Henrik. Der Läufer ist angegriffen und alle Alternativen sind schlecht. Nach 63. Tf8 Se6 werden die Leichtfiguren getauscht und das Endspiel ist verloren. Nach 63.Ld7 b3 ist der schwarze Bauer nicht aufzuhalten und 63.Lb1 Sh3+ verliert den g-Bauern und damit die letzte Hoffnung von Weiß. Hier zeigt Henrik, wieso er ein FM ist.

63. Rf8!! Ne6
64. g6!! Nxf8
65. g7 Rxf5+
66. Ke3

Ein hübsches Bild. 1 Bauer gegen eine ganze Armee. Aber Schwarz ist nicht in der Lage die Umwandlung zu verhindern.

Die Stellung bleibt natürlich kritisch. Berühmtermaßen hat Nepo gegen Carlsen in ihrem WM-Match ein ganz ähnliches Endspiel verloren.

66. … Re5+ 67. Kd2 Ne6 68. g8=Q Kc4 69. Qa8 Nd4 70. Qa6+ Kc5 71. Qa7+ Kc4 72. Qa6+ Rb5 73. Kc1 Kd5 74. Kb2 Rc5 75. Qa8 Rc2+ 76. Kb1 Re2 77. Qb7 b3 78. Qf7+ Kc5 79. Qa7+ Kc4 80. Qa4+ Kd3 81. Qxb3+! Nxb3

Patt
1/2-1/2

Mit dieser Partie war Henrik einer von 3 Spielern, die dem späteren Turniersieger einen halben Punkt abringen konnten.

Danach lief es aber wechselhafter. Ein taktisches Übersehen gegen einen GM in einer besseren Stellung kostete Henrik die 4. Runde. Nach 2 Siegen in der 5. und 6. Runde, kam aber eine weitere Niederlage in der 7. dazu und damit haben sich die Chancen auf eine IM-Norm erledigt. Nach einem Remis und einem Abschlusssieg, standen bei Henrik am Ende trotzdem gute 6/9 Punkte und +16 ELO. Ob er damit zufrieden ist, könnt ihr ihn persönlich fragen. Vor der letzten Runde sah es aber noch so aus:

Bild: Henrik vor der letzten Runde. (man beachte die grünen Haare im Hintergrund)

Viktors Turnier

Meine Ziele für die Reise nach Tschechien waren bescheidener als die von meinem Mannschaftsleiter. Zum ersten Mal in meinem Leben wollte ich die 2100 ELO erreichen.

Am Anfang sah es nicht wirklich gut aus. 2 FMs in den ersten 2 Runden brachten mir nur 0,5 Punkte ein. Den zweiten hätte man auch schlagen können, Remis am Ende war aber leistungsgerecht. Die 3. Runde bescherte mir einen der untersten Gegner von der Startrangliste. Dementsprechend wollte ich mit Schwarz gewinnen. Vielleicht zu viel. Nach einem zweifelhaften Bauernopfer bin ich nur knapp mit meiner Haut entkommen. Remis war weniger als ich mir erhofft, aber mehr als ich verdient habe. 4. Runde war nicht besser. Aus der Eröffnung direkt in die Niederlage. 1/4 darf man als einen Fehlstart bezeichnen.

Die Wende kam dann in der 5 Runde. Mein erster Sieg in diesem Turnier. 6. und 7. Runde waren relativ ereignislose Remisen gegen 2 22XX Gegner. Damit konnte ich zufrieden sein. Und dann kam die vorletzte 8. Runde. Das wohl überraschendste Ergebnis meiner Schachkarriere. Hier ist das Ende dieser denkwürdigen Partie:

Pererva,Viktor (2091) – Kula,Dominik (2239)

Ich habe 2 verbundene Freibauern weniger. Wenn ich nicht sofort Gegenspiel finde, kann ich aufgeben.

41. Na4 Rh7
42. Nxc5 Nf3
43. Rf4 h3
44. d6

auf einmal läuft mein eigener Freibauer und es droht Matt. Meinen Gegner hat das sichtlich überrascht.

44. … Rh8
45. d7+ Kc7
46. Rf7 Nd4+
47. Kf2 h2
48. Nxb7

das war die Idee. Es droht die Umwandlung mit Abzugsschach. Der Gewinn für Schwarz gestaltet sich schwieriger als mein Gegner sich das vorgestellt hat. Trotzdem findet er den besten Zug hier.

48. … Kb6

das war´s könnte man meinen. Der schwarze Bauer geht durch und der weiße ist aufgehalten

49. Th7!!

objektiv ist die Stellung nach diesem Zug immer noch verloren aber Schwarz muss jetzt eine mutige Entscheidung treffen und die entstandene Stellung richtig bewerten. Mein Gegner schafft das nicht.

49. … h1=Q?!

Einfacher gewonnen hätte

49. … Txh7 50. d8=Q+ Kxb7 51. Dd5+ Sc6 52. Dh1.

Der schwarze Bauer ist zwar aufgehalten aber Weiß kann nicht mehr ziehen.

50. Rxh1 Rf8+
51. Ke3 Nf5+
52. Kf4 Ne7+?

jetzt ist die Stellung endgültig nicht mehr zu gewinnen für Schwarz

53. Kxg4 Kxb7
54. Rh7

Weiß übernimmt die Kontrolle und Schwarz muss schauen, dass er die Partie in ein Remis lenkt. Am einfachsten geht das mit 54. … Kc7 55. Txe7 Tf2. Der Freibauer ist aufgehalten und Schwarz sammelt den Damenflügel ein. Aber …

1-0

Mein Gegner gab in dieser remisen Stellung einfach auf! Warum? Keine Ahnung.

Zu der letzten Runde gibt Es nichts zu sagen. Verloren gegen einen besseren Spieler ohne je wirklich eine Chance gehabt zu haben.

Am Ende standen bei mir 4/9 Punkte und +9 ELO und damit genau die 2100! Mit den Ergebnis bin ich mehr zufrieden als mit dem was ich auf´s Brett gezaubert habe. Aber am Ende zählen die Resultate.

Bild: Viktor vor der letzten Runde

Malinas Turnier

Pardubice-Neuling Malina musste raitingbedingt in der B-Gruppe starten. Diese bestand aus Spielern mit ELO 1500-2100, was Setzlistenplatz in der ersten Hälfte und einen vermeintlich schwächerer Gegner in der ersten Runde bedeuteten.

Das Turnier hatte für Malina eine klare Struktur: mit Weiß wird der Gegner gnadenlos zusammengeschoben und mit Schwarz fragt man sich wieso keiner den offenen Sizilianer spielt. Die Ergebnisse sprechen für sich. 4/5 mit Weiß (5/5 wären auch drin gewesen) und 1/4 mit Schwarz. Wenn man die erste Runde ausklammert, waren alle Gegner höher gesetzt. 5/9 ist da ein sehr gutes Ergebnis. +27 ELO können sich auch sehen lassen.

Hier ein Beispiel aus der 7. Runde wie kompromisslos Malinas Spiel geworden ist.

Lange,Malina (1831) – Leppert,Stefan (1945)

Die Eröffnung hat weiß für sich entschieden. Jetzt muss man den richtigen Plan finden. Malina lässt sich nicht vom starken Turm auf h3 beirren und findet die richtige Idee: Angriff am Damenflügel und die damit verbundene Überführung des Turms zurück.

22. Rf3! Reb8
23. Rff1! Be8
24. Rfb1! N8d7
25. b5 Nxe5
26. fxe5 Ng4 27. Qc1 Bh6 28. Nd1 g5 29. Bg3 Bf8 30. Qc2 Qf7 31. h3 Nh6 32. Nc3 g4 33. hxg4 Nxg4 34. Bf4 Bh6 35. Qe2 Qh5 36. g3 Qh3 37. Qg2 Qxg2+ 38. Kxg2 Nxe3+ 39. Kf3 Bxf4 40. Kxf4 Ng4 41. Rb2 Rc8 42. Rab1 Rc7 43. bxc6 Bxc6 44. Bb5 b6 45. Bxc6 Rxc6 46. Na4 Kg7

ca. 20 Züge später dreht sich das Spiel immer noch um die Frage ob Weiß am Damenflügel durchkommt und ob Schwarz am Königsflügel genug Gegenspiel generieren kann. Mittlerweile hat Malina einen Bauern geopfert, um wichtige Felder für die Figuren zu bekommen und die gegnerischen passiv zu stellen. Das Spiel befindet sich aber im Gleichgewicht und weiter ist langsames lavieren angesagt. Malina sah das aber anders.

47. Nxb6?!

objektiv ist das nicht gut, aber wenn das für den Schwarzen überraschend kommt und er sich zu sehr auf die weißen Freibauern konzentriert, kann das funktionieren. Das war hier der Fall.

47. … axb6 48. cxb6 Rc4 49. b7 Rb8 50. Rb4 Rc2 51. R1b2 Rc3 52. a4 Ne3 53. a5 Ra3 54. R4b3 Nc4 55. Rxa3 Nxa3 56. a6

1-0

Bild: Malina fragt sich während der 2. Runde wieso sie eigentlich so viel Eröffnungstraining macht, wenn die Leute sowieso 1. e3 2. d3 gegen sie spielen

Abreise

Nach der Siegerehrung am nächsten Tag war die Zeit gekommen nach Hause zu fahren. Dabei haben wir auch festgestellt, dass Henriks hart umkämpfter Sieg in der letzten Runde tatsächlich auch durch die Buchholz das Turnier entschieden hat. Abschießend habe ich mich dann doch dazu überreden lassen mir ein T-Shirt zu kaufen.

Kurz nach 14 Uhr saßen wir dann in dem direkten Zug nach Berlin. Unsere Plätze waren diesmal da aber der Zug war 40 min zu spät. Irgendwas ist immer.

Viel Zeit bis zum nächsten Turnier blieb nicht. 2 Wochen später haben wir uns in einer größeren Gruppe in Berlin beim Lichtenberger Sommer gesehen. Das ist aber ein anderer Bericht.

Jung gegen Alt 2024

Roland Aulitzky hat seine redaktionellen Fertigkeiten in den Dienst des Vereins gestellt und folgenden Bericht über unser beliebtes Sommerturnier geschrieben.

Jung gegen Alt – am 5. Juli 2024 ging dieser Mattnetzklassiker in seine 10-jährige Jubiläumsrunde. Die äußeren Bedingungen waren ideal, denn das Open-Air-Turnier wurde von keinem Wölkchen oder gar Regenschauer getrübt. Der Fußballgott hatte leider weniger Einsehen als der Wettergott und uns mit dem Länderspiel-Classico Spanien-Deutschland einen übermächtigen Konkurrenten vor die Nase gesetzt. Die überschaubare Anzahl von Teilnehmern ist mutmaßlich dem Umstand geschuldet, dass vor allem betagte Mattnetzmitglieder lieber Rasenschach am Bildschirm verfolgen als echtes Schach am Brett praktizieren wollten. Schade, aber auch irgendwie nachvollziehbar.

Rasenschach konnte man auch bei Mattnetz statt zu Hause schauen!

Die weitgehende Abstinenz von „Alt“ hatte interessante Auswirkungen auf die Spielpaarungen, denn dort trafen meist junge auf noch jüngere Mattnetzer. Ob man alt oder jung ist, sich so oder anders fühlt und wo überhaupt die Grenze zwischen alt und jung verläuft, ist halt nicht so eindeutig, wie es zunächst scheint. In meiner Jugend hieß es noch: Trau keinem über 30. Unser Vorsitzender Georg, der für die in die Jahre gekommenen antrat, hat diese Marke noch nicht erreicht.

Im Gesamtergebnis hatten die aufopferungsvoll kämpfenden Kinder und Jugendlichen leider keine Chance gegen die künstlich verjüngte Seniorenriege. Am Ende hieß es 6:19 nach zwei Runden. Die erste Runde war 3:10 ausgegangen, zur zweiten waren nicht mehr alle Spielerinnen und Spieler anwesend. Ein Zähler für die Jugend ging auf das Konto unseres Grillmeisters Mike, der für einen vorzeitig gegangenen Spieler einsprang und mich durch sein konzentriertes Vorgehen alt aussehen ließ. Bin halt wirklich nicht mehr der Jüngste.

Grillmeister Mike sprang in der Rückrunde für Team “Jung” ein!

Auch wenn die Teilnehmerzahl mit 26 nur halb so hoch war wie im Rekordjahr 2016 (Anmerkung Georg: Der Klick auf den Link lohnt sich allein schon für die alten Fotos!), hat das Turnier allen Spielerinnen und Spielern viel Spaß gemacht. Dass die Jungen seit Auflage des Turniers im Jahr 2015 regelmäßig das Nachsehen hatten, muss für die Zukunft nichts heißen.
Bei der Erstauflage 2015 war es mit 9,5:10,5 am engsten, wobei damals unter den Youngsters große Teile unserer heutigen ersten Mannschaft zu finden waren, darunter auch ein damaliger Teenie und jetziger FM 😉

Großen Applaus gab es für das Organisatorenteam Malina und Erik und für den unermüdlichen Mike, der Dutzende von Würsten, Fleischstücken, Käsescheiben und sogar zwei Lachsfilets vom Grill wuchtete – stets perfekt auf den Punkt gebraten. Auch die vielen von Eltern und Nichteltern zubereiteten Salate waren am Ende des Abends restlos verputzt. Schade für alle, die nicht dabei waren. Aber man kann halt nicht alles haben…

Berliner Pokal MM 2024 – Finale

Am heutigen Sonntag, den 23.06.2024 findet in der alten Schule in Adlershof das Finale und das Spiel um Platz 3 der Berliner Pokal-Mannschafts-Meisterschaft 2024 statt.
Da der Finalteilnehmer Schachfreunde Berlin bereits für den Deutschen Pokal vorqualifiziert ist, hat auch das Spiel um Platz 3 noch Bedeutung, da der Sieger sich ebenfalls für den Deutschen Pokal qualifiziert.

Als Finalteilnehmer und Titelverteidiger des Berliner Pokals hat sich natürlich auch der SV Mattnetz Berlin bereits für den Deutschen Pokal qualifiziert.

Finale – Berliner Pokal Mannschafts-Meisterschaft 2024

Schachfreunde Berlin 1903 – SV Mattnetz Berlin 1,5 : 2,5

Daniel Weber (s) – Henrik Hesse (w) 0 : 1
Felix Nötzel (w)- Georg Tscheuschner (s) 0,5 : 0,5
Bogdan Tomin (w) – Marcel Petersen (s) 1 : 0
Leon Lucas Finn Carmesin (s) – Richard Pixa (w) 0 : 1

Spiel um Platz 3 – Berliner Pokal Mannschafts-Meisterschaft 2024

SV Königsjäger Süd-West – SC Kreuzberg 2 : 2

Jim Sohr (s) – Julian Grötzbach (w) 0 : 1
Karim Abed (w) – Michael Strache (s) 0 : 1
Michael Busch (w) – Luis Stratos Rose (s) 1 : 0
Matti Jäger (s) – Christian Syre (w) 1 : 0

Alle Partien LIVE findet ihr auch hier und natürlich auf der Website des BSV.
Wir übertragen mit einer Verzögerung von 10 Minuten.

Berliner Pokal MM 2024

Am heutigen Samstag, 22.06.2024 findet in der alten Schule in Adlershof das Halbfinale der Berliner Pokal-Mannschafts-Meisterschaft 2024 statt.

Es kommt zu folgenden Paarungen:

SV Königsjäger Süd-West – Schachfreunde Berlin 1903 2 : 2

Daniel Rose (s) – Christoph Nogly (w) 0 : 1
Karim Abed (w) – Felix Nötzel (s) 0 : 1
Michael Busch (w) – Leon Lucas Finn Carmesin (s) 1 : 0
Matti Jäger (s) – Bogdan Tomin (w) + : –

SC Kreuzberg – SV Mattnetz Berlin 1,5 : 2,5

Michael Strache (s) – Henrik Hesse (w) 0 : 1
Aron Moritz (w) – Marcel Petersen (s) 1 : 0
Julian Grötzbach (w) – Georg Tscheuschner (s) 0,5 : 0,5
Christian Syre (s) – Viktor Pererva (w) 0 : 1

Alle Partien LIVE findet ihr auch hier und natürlich auf der Website des BSV.
Wir übertragen mit einer Verzögerung von 10 Minuten.

38. Äskulap-Open in Görlitz 2024 – Mittendrin und voll dabei!

Das 38. Äskulap Turnier. Das sollte es also werden. In Anknüpfung an “alte” Tradition ging es für uns über die Osterferien nach Görlitz. Wer ist uns? Nun in erster Linie unsere Jugendlichen Oksana, Justus, Adrian, Erik und Leon. Für den höheren Altersdurchschnitt sorgten dann Jaro, Silvio und Richard.

Unsere Reisegruppe in Görlitz für das 38. Äskulap Turnier

Für unsere Jugenlichen war es das 1. “auswärtige Turnier”, weshalb wir euch umso mehr im Folgenden auf unsere Reise mitnehmen wollen. Da der Artikel für eine Person viel zu viel Aufwand bedeutet hätte, haben wir die Tage aufgeteilt. Nun genug der Vorworte, auf geht’s in den ersten Tag!

Der 1. Tag des Äskulap Turniers in Görlitz – Anreise und 1. Runde

[Jaro & Leon]
Zunächst kam es zu Verzögerungen, als eine Regionalbahn ausfiel und wir dadurch später als geplant die Reise antreten konnten. Doch auch nach unserer Abfahrt wurden wir weiter aufgehalten, als aufgrund der Entschärfung einer Weltkriegsbombe unsere Ankunft weiter verzögert wurde.
Trotz dieser unvorhergesehenen Zwischenfälle gelang es uns, die gute Stimmung aufrechtzuerhalten, indem wir die Zwischenzeit im Zug mit einigen Runden Skat überbrückten.

Hier wird noch gegrübelt welcher Spielzug wohl der Beste ist
Ehe dann das Ass weggestochen wurde 😉

Dass wir den Anschlusszug verpassten machte uns auch nichts aus, dafür nutzten wir die Zeit, um uns zu stärken.

Nachdem wir endlich in Görlitz angekommen waren und immer noch genug Zeit hatten, nutzten wir die Gelegenheit, um ein Gruppenfoto zu machen und den Beginn unseres Schachabenteuers festzuhalten.

Auf dem Weg zum Spiellokal erkundeten wir auf dem Weg zu unserer Unterkunft die Straßen von Görlitz und nach unserer erfolgreichen Registrierung, bereiteten wir uns auf den Turnierstart vor. Die erste Runde des Schachturniers begann circa zwei Stunden nach unserer Ankunft um 17 Uhr.
 
Gespielt wurde im beschleunigten Schweizer System, was dafür sorgte, dass der Unterschied in der Spielstärke an allen Brettern gar nicht mal so groß war, im Vergleich zum normalen Schweizer System. Nicht weniger erfreulich war es für Erik einen halben Punkt gegen seine fast 200 Punkte stärkeren Gegnerin herauszukämpfen. Umso ärgerlicher war es aber bereits in der ersten Runde die erste Vereinspaarung zu bekommen. Unglücklicherweise wurde Adrian gegen Leon gelost, wobei Adrian sich als nomineller Favorit durchsetzen konnte.

Der 2. Tag des Äskulap Turniers in Görlitz

[Silvio]
Die erste Nacht ging sehr schnell vorbei und der Schlaf war nicht gerade optimal. Dennoch standen wir wie geplant um 7:00 Uhr auf und freuten uns auf das Frühstücksbuffet. Dieses konnten wir in unserer Pension für 12€ dazubuchen, was von uns auch fast alle taten. Die Auswahl an Essen war ausreichend und stärkte uns für den langen Spieltag mit Doppelrunde.

[Adrian]
Nachdem schon am Vortag zwei Spieler unseres Vereins aufeinandergetroffen sind, war es ein Schock zu erfahren, dass ich gegen Silvio spielen musste. In der Eröffnung bekam Silvio schon einen leichten Vorteil, da ich die Variante verwechselte und daher nicht die präzisesten Züge spielte. Etwas später gewann Silvio einen Bauern mit einer Taktik, die ich übersehen habe. Silvio gewann, indem er mit einer Taktik einen weiteren Bauern gewann und es dann locker und souverän beendete.

[Silvio]
Damit ihr wisst, wovon Adrian geschrieben hat, zeigen wir euch im Folgenden ein paar Partiefragmente.

Hier entschied sich Adrian dafür, seinen Springer nach b6 zu stellen, um meine Figuren etwas einzuschränken. Der Haken war jedoch, dass nach 1.Sb6 Tad8 2.c3 Sxa5 möglich war und der erste Bauer verloren ging. Somit war diese Idee nicht so gut. Besser wäre es gewesen, sofort 1.c3 und dann d3 zu spielen. Dann wäre der a5-Bauer noch gut zu verteidigen gewesen. Aber so hatte ich einen bequemen Vorteil und konnte Adrian, der zum Ende der Partie nur noch zwei Minuten auf der Uhr hatte, durch folgende Kombination den zweiten Bauern abjagen.

Findet ihr die Gewinnvariante?

1. … Sd3+ 2.Td1 Sc5 3.Txd7 Txd7 4.Tc4 Td1+ 5.Ke2 Txc1 6.Txc5 Tc2+ 7.Kd3 Txb2 -+
oder 4.Ta1 Sb3 5.Tb1 Td1+ 6.Ke2 Txc1 -+

Nachdem der dritte Bauer etwas später auch noch verloren ging, gab Adrian dann auf.

[Adrian]
In der Mittagspause waren wir etwas essen und kauften uns Trinken für die nächsten Partien.

In der 2. Partie des Tages traf ich leider wieder auf einen sehr starken Gegner, der mich langzeitig mit einem Bauern mehr im Endspiel besiegte.

Für mich gab der Tag keine guten Ergebnisse her, aber ich habe sehr viel gelernt, in dem wir uns die Partien danach angeschaut und analysiert haben.

[Silvio]
Das Reisgericht beim Asia-Imbiss in der Mittagspause ist mir nicht ganz so gut bekommen. Die anderen hatten mir ihrem Döner alles richtig gemacht. Das erschwerte mir die Nachmittagsrunde ein bisschen. Dennoch gab es auch in der Partie wieder Fehler, die taktisch ausgenutzt werden konnten. Ich spielte gegen einen Jungen mit einer Wertungszahl von ungefähr 1200 DWZ. Durch das beschleunigte Schweizersystem sollten in den nächsten Runden weiterhin solche großen DWZ-Unterschiede bei den Paarungen für die meisten Spieler vorkommen. Das ist natürlich für unseren aufstrebenden Nachwuchs ein großer Vorteil, gegen deutlich DWZ-stärkere Spieler antreten zu können. Für mich war es jedoch andersherum, sodass dieses Turnier für mich nicht so reizvoll war. Aber kommen wir zur dritten Runde. Ich konnte die Partie in 23 Zügen für mich entscheiden. Die folgende Diagrammstellung hat sich nach dem elften Zug ergeben.

Weiß am Zug

Ich entschied mich für eine aggressive Fortsetzung, weil ich mit taktischen Fehlern des Gegners rechnete.

Ich spielte 1.g4, allerdings wäre auch 1.Da4 dxe4 2.dxe4 += ganz gut gewesen, woran ich auch überlegt hatte. Mein Gegner hätte nach 1.g4 lieber gleich 1. … Lg6 antworten sollen. Dann hätte er nur den e5-Bauern verloren. Aber er entschied sich für weitere Verwicklungen, was sich zu seinem Nachteil wendete. Es kam in der Partie 1. g4 dxe4 2.Sxe5 Te8? 3.d4 Ld6 4.gxh5 Lxe5 5.dxe5 +-. Allerdings haben wir beide nicht die besten Züge gespielt. Im zweiten Zug wäre 2.Sxe4 für mich deutlich besser gewesen. Und für meinen Gegner wäre 2.Sxe5 Lg6 noch im Ausgleichbereich. Aber gut, wir sind keine Maschinen und daher holte ich den Pflichtsieg.

Am Abend waren wir noch gemütlich beim Italiener Casanova Pizza bzw. Pasta essen. Nebenbei wurde wieder Skat gespielt. Jaroslaw’ Initiative das Kartenspiel anderen beizubringen hatte vollen Erfolg. Ganz begeistert dabei waren Erik und Adrian, die vor der Fahrt schon ziemlich gut Skat spielen konnten. Aber auch Justus hatte Gefallen an dem Spiel gefunden und Oksana und Leon waren zumindest interessiert die Regeln zu lernen.

Nach dem Restaurantbesuch war es inzwischen schon fast 22:00 Uhr und die Auslosung stand online. So konnten wir uns in unserer Unterkunft Picobello auf die Gegner der vierten Runde vorbereiten. Anschließend fiel uns das Einschlafen nach diesem langen Tag gar nicht mehr schwer.

Der 3. Tag des Äskulap Turniers in Görlitz

[Oksana & Erik]
Der Freitag des Opens startete mit weiteren für den Verein unerfreulichen Nachrichten: es gab erneut eine Vereinspaarung mit Jaroslaw gegen Oksana. Die beiden spielten ein interessantes Remis.

Das Geschwister-Duell – Mit einem sehr schön ausgekämpftem Remis als Ergebnis

Adrian und Richard holten beide 1,5 von 2 Punkten.

Außerdem war dieser Tag für einige unserer Spieler der finale Spieltag, da sie am Samstag schon ihr nächstes Turnier vor sich hatten. So schlossen hier Leon, Silvio und Jaroslaw mit 2, 3 und 3,5 aus 5 Punkten ihr Turnier erfolgreich ab.

Am Abend entschieden wir uns als Verein ein tolles Abendbrot zu organisieren und fanden ein ansprechendes Restaurant. Der Tag wurde dann mit Blackstorys und Skat abgeschlossen.

Der 4. Tag des Äskulap Turniers in Görlitz

[Justus]
Am 4.Tag beginnt die Runde eine halbe Stunde eher als die Tage davor, es heißt also früh aufstehen und sich auch noch von Silvio, Jaro und Leon verabschieden, die schon früh abreisen, um am OQT bzw. an der M-Klasse teilzunehmen.

In der 6. Runde holt Justus ein schnelles Remis gegen einen stärkeren Gegner und Adrian holt in einem eigentlich verlorenen Endspiel ebenfalls ein Remis gegen eine stärkere Gegnerin.

Das Highlight der Runde ist jedoch Richard’s Partie gegen GM Igor Glek: Richard kommt in einer sehr starken und spannungsgeladenen Partie sogar in ein Endspiel mit großen Siegchancen, das er jedoch nicht verwerten kann und somit ein sehr gutes Remis holt.

Die 7. Runde bildet einen eher mittelmäßigen Abschluss des Turniers, da Richard und Justus zwar gegen jeweils deutlich schwächere Gegner gewinnen, sonst jedoch keine weiteren Punkte für den SV Mattnetz verbucht werden können.

Findet Ihr einen Plan für Schwarz?

Weiß droht nicht wirklich etwas auf der A-Linie nach Sd7! Zugleich macht Sd7 das Feld f6 frei und es geht dem weißen König an den Kragen. Da Richard und Glek hier beide in Zeitnot waren wollte Richard die Stellung möglichst kompliziert halten. Nach der Zeitnot und etwas Materialtausch stand es dann folgendermaßen:

Was sollte Schwarz hier spielen?

Richard spielt zwar gegen das Läuferpaar, gewinnt aber in den nächsten Zügen den d3 Bauern und kann sich einen entfernten Fraibauern auf der B-Linie bilden. Leider zog Richard hier … f6 , womit der weißfeldrige Läufer wieder ins Spiel kommt. Mit Ke6 hätte er weiterhin auf Gewinn spielen können. Das Endspiel war nach f6 trotz Mehrbauer leider nicht zu gewinnen.

Am Ende des Tages kann sich Richard nach einem starken Turnier und 5/7 Punkten sogar den 13. Platz und einen Preis bei der Siegerehrung sichern.

Nach der Siegerehrung kam der “heilige Abschlussabend”. Hierbei ließen wir das Turnier ausklingen und genossen den Abend mehr oder weniger schachlich. Justus wurden die Regeln des Texas Holdem Poker beigebracht und dann konnte es bei genüßlicher Pizza auch schon losgehen.

Nachdem es anfänglich für Oksana sehr gut lief, hatte doch Erik am Ende das glücklichere Händchen und verbuchte die meisten Chips. Da es nun schon weit nach 0 Uhr war und der Tag ja schon früh begonnen hatte, fiel uns das Einschlafen nicht sehr schwer. Schließlich sollte es am nächsten Tag nach dem Frühstück auch schon leider wieder zurück gehen.

Der 5. Tag des Äskulap Turniers in Görlitz – Der Abschied

[Richard]
Nach dem Frühstück hieß es Sachen packen und den Heimweg antreten. Da Jaro, Silvio und Leon bereits die 1. Runde des OQT bzw. M-Klasse hinter sich hatten und Adrian zu seinen Großeltern aufgebrochen war, war die Reisegruppe schon stark zusammengeschrumpft. Da vermutlich der letzte Abend inklusive einer kurzen Nacht seinen dem ein oder anderen in den Knochen lag, wurde die Rückfahrt hauptsächlich mit dem Nachholen von Schlaf gewidmet. Glücklicherweise blieb uns die Erfahrung aus dem Hinweg erspart, sodass die Züge pünktlich fuhren und auch der Umstieg reibungslos funktionierte.

Insgesamt war das Turnier für die meisten sehr gelungen. So konnte Mattnetz insgesamt ein DWZ Plus von 169!!!! verbuchen 🙂
Aus Betreuersicht können wir abschließend sagen: Es war eine angenehme Fahrt mit euch! Dazu stimmten noch die Ergebnisse, sodass sich die Jugendlichen auf Ihrer ersten Auswärtsfahrt auch noch mit reichlich DWZ Punkte belohnen konnten.

[Oksana, Jaro, Adrian, Justus, Erik, Leon, Silvio & Richard]