Letztes Jahr habe ich (Viktor) schon einmal einen Bericht zum Open im tschechischen Pardubice geschrieben. Im Vorwort habe ich da meine Hoffnung geäußert, dass der Bericht mehr Leute inspirieren soll die Erfahrung mitzumachen.
Es ist jetzt 1 Jahr später und ich kann sagen: MEGA! Die Anzahl der Teilnehmer aus unserem Verein hat sich verdreifacht(!) Namentlich waren das: Jaro, Tim, Malina, Richard, Henrik, Marcel, Adrian, Leon und ich. Aber das ist nicht alles. Mit uns kam auch der Bundesligaspieler IM Emil Schmidek von SF Berlin. Von seiner Einstellung zum Schach konnten sicherlich alle was lernen.
Anreise
Ich weiß nicht wie genau Jaro meinen Bericht aus dem Vorjahr gelesen hat aber ich vermute, dass ihm mein Sarkasmus aus dem ersten Abschnitt entgangen ist. Anders kann ich es mir nicht erklären wieso wir wieder um kurz nach 7 Uhr aus Berlin los sind. Immerhin verlief die Reise diesmal relativ reibungslos. Das war unsere Truppe bei der Ankunft in Pardubice.

Wer genau hinsieht, wird feststellen, dass hier nur 8 Leute sind. Tatsächlich mussten Emil und Leon aus organisatorischen Gründen die Bahn am Abend nehmen. Um kurz nach 17 Uhr ging es für sie los. Mit einigen Abenteuern und einem Taxi waren sie dann um ziemlich genau um 0 Uhr in der Ferienwohnung. Was macht man nach dieser anstrengenden Reise? Genau! Erstmal 1h Taktikaufgaben.
Dann war aber wirklich Schlafen angesagt. Das Turnier konnte beginnen.
Turnier
Wie immer bestand das Open aus einem A- B- und C-Open. Wo man spielte, wurde durch die eigene ELO festgelegt. Für uns ergab das folgende Einteilung:
A-Open: Emil, Henrik, Marcel, Jaro und ich
B-Open: Richard, Malina, Adrian und Leon.
C-Open: Tim
Um den Verlauf des Turniers in Gänze zu beschreiben, muss ich zunächst von 2 Wetten berichten. Die Wette zwischen Jaro und mir war sehr simpel: lande vor dem Anderen in der Tabelle nach 9 Runden. Richard hatte mit seinen beiden Schützlingen Adrian und Leon auch eine Wette. Damit Adrian und Leon die gewinnen konnten, mussten sie jeweils gegen einen höhergesetzten gewinnen. Was genau die Wetteinsätze waren, darf ich leider nicht sagen. Aber seid versichert: es war mehr wert als alles was man nominell gewinnen konnte. Preisgeld, ELO mögliche Normen. Alles war zweitrangig.
C-Open
Für Tim, der erst im letzten Jahr mit Schach angefangen hat, war es das erste Turnier im Ausland und dementsprechend auch in Pardubice. Ich bin mir sicher, dass er sich den Verlauf etwas anders vorgestellt hat, aber eine Katastrophe war das nicht. Am Ende standen 4,5 Punkte, -13 ELO (was bei einem 40er k-Faktor nicht der Rede wert ist) und eine menge gewonnener Erfahrung. Ich bin mir sicher, Tim spielt im nächsten Jahr schon das B-Open mit.

Die folgende Partie zeigt, dass auch im C-Open ein gutes positionelles Verständnis wichtig ist und nicht alle Partien durch taktische Motive gewonnen werden.
Winkler,Theo (1439) – Burdack,Tim (1581)

in dieser Stellung mit entgegengesetzten Rochaden ist Schwarz offensichtlich schneller mit seinem Angriff und Weiß entscheidet sich deswegen die Damen vom Brett zu nehmen.
17. Nd5 Qxd2
18. Rxd2 Rfe8
19. Nxf6 Kxf6

die entstandene Stellung ist wegen des besseren Läufers und schwarzfeldrigen Schwächen angenehmer für Schwarz. Der Vorteil ist noch nicht entscheidend, macht es aber für Weiß schwierig zu spielen. Und der nächste Fehler lässt nicht lange auf sich warten.
20. g4?
jetzt sind die schwarzen Felder endgültig nicht mehr zu verteidigen
20. … hxg4
21. fxg4 Rc5
22. h4 Rh8
23. h5

vielleicht hat Weiß das gesehen und ging davon aus, dass der Freibauer etwas wert ist. Tim zeigt aber, dass es nicht so ist.
23. …Kg5!
24. Rg1 Re5!
25. hxg6 Kxg6
26. Bd3 Rh4
27. g5 Rg4
28. Rxg4 Bxg4
29. Rf2 Rxg5
30. e5+ Bf5
31. exd6 exd6

die weißen Bauern sind verschwunden und Schwarz hat einen mehr. Die Stellung sollte gewonnen sein, aber Weiß ist frustriert und verliert komplett die Geduld.
32. Rxf5?
das tauscht die verbleibenden Figuren und das Bauernendspiel ist elementar gewonnen.
…
0-1 nach 59 Zügen
B-Open
Zum B-Open will ich gar viel nicht schreiben. Obwohl 2 der 4 unserer Starter in der ersten Hälfte gesetzt waren, brachte die erste Runde nur 0,5 Punkte. Und die kamen von Leon. Für Malina und Richard war das leider erst der Anfang eines traurigen Turniers.
Da keiner Richards Gegner eine Zahl von deutlich über 1900 vorweisen konnte, waren seine 5 Punkte am Ende eher enttäuschend.
Malina hatte besonders viel Pech. Den Weg nach Pardubice zu machen um dann 2 Vereinspaarungen zu haben (Leon und Adrian), wünscht sich keiner. Zumindest hat sie die Wette mit einem Sieg gegen Leon und einem Remis gegen Adrian nicht beeinflusst. Mit 4 Punkten am Ende blieb auch Malina unter ihren Erwartungen.
Für beide ein Turnier quasi™ zum Vergessen.


Obwohl Adrian die erste Runde verloren hat, war sein Start erfolgreich. Gleich in der 2. Runde konnte er seinen Beitrag zu der Wette leisten. Schauen wir uns die Partie an.
Otrohovs, Maksims (1913) – Maiwald, Adrian (1772)

Eine typische Stellung aus dem Catalan. Weiß hat einen Bauern weniger, dafür aber Druck und aktivere Figuren. Gerade muss sich Schwarz überlegen ob der 2. angebotene Bauer es wert ist.
11. … Qxd4
Adrians Antwort ist: Ja. Eine mutige Entscheidung.
Die Stellung sollte kompliziert bleiben mit etwas besseren Chancen für Weiß. Aber hier beschließt Adrians Gegner die Brechstange rauszuholen.
12. Nxb5? axb5
13. axb5? Rxa1
was genau er dabei übersehen hat, ist mir nicht ganz klar. Adrian konsolidiert sich einfach und die Sache ist erledigt. Die Partie geht auch nicht mehr lange.
14. Nxc6 Bxc6 15. bxc6 Bd6 16. e3 Qa7 17. Qd3 Qc7 18. Qc3 Ra5 0-1
Sehr kurios. Aber wie man in Island sagt: “You take what you get”. Und das tat Adrian.
In den restlicher 7 Partien kamen noch weitere 4 Remisen dazu. Alles gegen höher Gesetzte, was am Ende gute 3/9 Punkte und +6 ELO bedeutete.

Jetzt blieb es an Leon einen Sieg abzuliefern. Fast als letztes gesetzt, war das alles andere als eine einfache Aufgabe. Aber immerhin hatte er 9 Chancen deswegen. Wie schon erwähnt, ein Remis in der ersten Runde war gut, reichte aber nicht. Auch in den weiteren 7 Runden kamen nur hier und da Remisen dazu aber keine Siege. Vor der letzten Runde wähnte Richard sich schon als Sieger. 1 Spiel blieb aber noch. Hier ist es.
Ocelak, Lukas (1688) – Müller, Leon (1532)

Die Eröffnung ist vorbei und die Stellung in etwa ausgeglichen. Jetzt muss Leon entscheiden, ob er die Damen tauschen möchte oder nicht.
15. … Qc7
Von unserem FM und Captain der 1. Mannschaft haben wir alle gelernt, dass ein Damentausch niemals eine Lösung ist. Natürlich beherzigt Leon das.
16. Qd2 Rd8
17. Qg5 h6
18. Qc1

Weiß hat einige Züge verschwendet und gibt damit Schwarz die Möglichkeit in die Offensive zu gehen.
18. … Bd6!
schafft am Königsflügel schwarzfeldrige Schwächen.
19. Rd1 Nc6
20. h3 Nh5!
der Springer kommt rein
21. Rxd6
auch dieser verzweifelte Versuch den schwarzfeldrigen Läufer zu beseitigen, bringt nichts
21. … Ng3+
22. Kg1 Qxd6
23. Qe1 Nxe2+
24. Nxe2 Qc5+

diese Gabel beendet die Partie.
25. Ncd4 e5
26. Rc1 Qb6
0-1
Mit diesem Sieg haben es Adrian und Leon tatsächlich in der letzten Runde geschafft! Ich hoffe Richard wird sich von dieser weiteren Niederlage in naher Zukunft doch noch erholen.
Ansonsten hat Leon die B-Gruppe mit 2,5 Punkten abgeschlossen und kann damit den höchsten ELO-Zuwachs unseres Ausflugs vorweisen: +34

A-Open
Emil war vor dem Turnier in unter den Top 20 gesetzt und wollte dementsprechend auch Großes erreichen. Eine GM-Norm und sogar ein Turniersieg schienen möglich. Diese Träume wurden durch eine Erstrundenniederlage relativ schnell begraben und es ging nur noch um Schadensbegrenzung. Mit 4,5/5 in dem nächsten Runden hat sich Emil wieder erholt, wurde aber dann unsanft vom Erstgesetzten des Turniers Anton Korobov gestoppt. Ein weiter Sieg und eine Abschlussniederlage bedeutete am Ende nur 5,5 Punkte bei einem ziemlich hohem Gegnerschnitt.

Henrik war für mich in diesem Jahr am unauffälligsten. Einige Partien gewonnen, einige verloren. Keine großen Siege, keine großen Niederlagen und nur 3 Mal an einem live-Brett gespielt. Das Ergebnis spiegelte das am Ende auch wieder. 5 Punkte und ziemlich genau +-0 ELO.

Deutlich interessanter war das Turnier für Marcel. Nach den ersten 4 Runden standen 3 Punkte und zwar gegen 2 IMs und 1 GM. Wir haben uns ausgerechnet, dass jetzt alles remisieren für eine IM-Norm reicht. Für 2 weitere Runden ging der Plan auf, aber in der 7. kribbelten die Finger doch zu stark. Marcel opferte eine Figur und verlor. In der nächsten Runde musste deswegen ein Sieg her. Nach einem spannenden Spiel, war das am Ende auch eine Niederlage. Ein Remis in der letzten Runde war dann auch egal.
Trotzdem kann man das Turnier für Marcel als einen großen Erfolg verbuchen. +23 ELO sind ein guter Schritt in Richtung FM.
Schauen wir und an wie Marcel einen IM in einem interessanten Springerendspiel besiegt.
Petersen, Marcel (2236) – Gnojek, Petr (2421)

Schwarz besetzt die einzige offene Linie in der Stellung. Wahrscheinlich hatte der IM hier Rcd8 vorgesehen und dann doch noch gesehen, dass es wegen c5 und Nd6 nicht funktioniert. Aber anstatt zu evakuieren und sich umzugruppieren, hält Schwarz an dem Turm fest.
23. … e4?
das erlaubt es aber Marcel die Türme vom Brett zu nehmen wonach die weißen Figuren sehr viel aktiver sind und die schwarzen Bauern zu weit vorgerückt sind.
24. Rd1 Rcd8
25. Rbd2 Rxd2+
26. Rxd2 Rxd2+
27. Kxd2 Nd7
28. Nd6 Nc5
29. Kc3 Kf8

Auch wenn es nicht so auf der ersten Blick aussieht, aber Weiß steht komplett auf Gewinn. So krass ist der Unterschied in der Figurenaktivität. Die Engine sagt König weiter mit Kd4 und Kd5 reinbringen. Danach fällt der b7 und es ist gg.
Marcel sieht es aber nicht ein seinen Soldaten auf b3 so im Stich zu lassen und macht es sich etwas schwieriger.
30. b4? axb4+
31. Kxb4 Nd3+
32. Kc3 Nxf2
33. Kd4 Ke7
34. c5

Wenn Schwarz jetzt 34 … Kd7 35 Nxb7 f5 findet, kann er die Partie retten. Der Punkt ist, dass er mit 36. Nd6 g6 37. a5 Nd3 38. a6 Nb4 39. a7 Nc6+ den a-Bauern doch noch aufhalten kann. Für einen Menschen ist so was kaum zu sehen.
Stattdessen versucht Marcels Gegner seine Schwäche loszuwerden.
34. … b6
nach einem Zwischenschach
35. Nf5+
führt das aber zu Stellung mit 2 weißen entfernten Freibauern, die Marcel nach Lehrbuch nutzt um die schwarzen Figuren abzulenken und selbst den Königsflügel einzusammeln.
35. … Kd7 36. cxb6 Kc6 37. a5 Nd3 38. Nxg7 Nc5 39. Nh5 f5
40. Kc4 Nb7 41. Kb4 Nd6 42. Nf4 e3 43. Ne2 Ne4 44. g3 h5 45. Nd4+ Kb7 46. Kc4
Ka6 47. Kd3 Kxa5 48. b7 Nc5+ 49. Kxe3 Nxb7 50. Nxf5 Kb6 51. Kf4 Kc6 52. Kg5 Kd7
53. Kxh5 Ke8 54. Kg6 Kf8 55. h4 Nc5 56. g4 Kg8 57. h5 Nd7 58. Nd6 Ne5+ 59. Kf5
Nf3 60. g5 Kg7 61. h6+ Kh7 62. Nf7 Nh4+ 63. Kf6 Ng6 64. Ne5 Nf4 65. Kf5 Nd5 66.
Ng4 Ne7+ 67. Ke6 Ng6 68. Ne5 Nf4+ 69. Kf5 Nd5 70. Nd3 Ne3+ 71. Kf4 Nd5+ 72. Kg4
Ne7 73. Nf4 Nc6 74. Kh5 Ne5 75. g6+ Kg8 76. Nd5 Kh8 77. g7+ Kh7 78. Nf6# 1-0

Kommen wir aber endlich zu meiner Wette gegen Jaro.
Jaro ist früh mit 3 Remis in den ersten 3 Runden in Führung gegangen. In allen stand er besser oder auf Gewinn. Da hätte es schon vorbei sein können.
Meinen ersten Punkt konnte ich mit einer guten Prep in der 3. Runde einfahren.
Ab da war es ein knappes Rennen und nach der 7. Runde hatten wir beide 2,5 Punkte. In der 8. Runde bekam Jaro es mit einem weiteren FM zu tun.
Verbitsky, Jaroslaw (2086) – Golubovskis, Maksims (2254)

Das ist eine Stellung, die man durchaus aus der Theorie kennen könnte. Ob Jaros Gegner ihn auf eine neues Terrain locken wollte oder seine Prep einfach vergessen hat, kann man nur vermuten. Jedenfalls war
9. … Nh6?
eher suboptimal. Jetzt kann Weiß mit
10. e6!
Schwarz bleibende Schwächen auf c6 und a7 verpassen.
10. … O-O
11. Bxg7 Kxg7
12. Qd4+ f6
13. exd7 Bxd7
14. O-O-O Bf5
15. Bc4 Qb6 16. Na4 Qc7 17. f3 Rad8 18. Qe3 Bc8 19. g4 Nf7 20. Nc5 Rxd1+
21. Kxd1 Rd8+ 22. Kc1 Qe5 23. Re1 Qxe3+ 24. Rxe3 Ne5

tief im Mittelspiel bestehen die besagten Schwächen immer noch. Jetzt beginnt Jaro damit die eigenen Figuren tief ins gegnerische Lager umzugruppieren was Schwarz gar nicht aufhalten kann.
25. Be6 g5
26. Rb3! Nf7
27. Rb8! Nd6
28. Ra8 Re8
29. Rxa7 Bxe6
30. Nxe6+ Kf7
31. Nc5

Mittlerweile hat Jaro einen Bauern mehr, eigenen Freibauern und weitere Schwächen von Schwarz warten darauf eingesammelt zu werden. Damit er zumindest irgendwas versuchen kann, gibt Jaros Gegner hier einen weiteren Bauern.
31. Nc5 f5
32. gxf5 Kf6
33. Ne4+ Nxe4
34. fxe4 Ke5
35. Ra4 g4

Schwarz schafft sich mit Gewalt einen Freibauern aber der weiße Plan zum Sieg bleibt relativ einfach: alle Bauern einsammeln, König in die Mitte, Turm für den Freibauern geben, mit Bauern gegen Turm gewinnen. So passiert es auch.
36. Kd2 Kf4 37. Ke2 h5 38. Rc4 h4 39. Rxc6 h3
40. Re6 Rc8 41. c3 Ra8 42. a3 Rb8 43. b4 Ra8 44. Rxe7 Rxa3 45. f6 Ra2+ 46. Kd3
Rf2 47. Rg7 Kf3 48. e5 Kg2 49. Rxg4+ Kxh2 50. Kd4 Kh1 51. Rh4 h2 52. Kd5 Kg1
53. Ke6 h1=Q 54. Rxh1+ Kxh1 55. f7 Kg2 56. Ke7 1-0
Ein wichtiger Sieg, der aber nur zum Ausgleich reichte. Meine junge Gegnerin aus der selben Runde hat sich früh ihre Dame fangen lassen und musste kurze Zeit später aufgeben.

Vor der letzten Runde also immer noch Gleichstand. Da musste Jaro gegen einen jungen Ukrainer antreten und ich gegen einen FM, der kein gutes Turnier hatte. Hier die Runde aus meiner Sicht.
Pererva, Viktor (2066) – Savicevs, Arsenijs (2211)

Obwohl ich schon letztes Jahr gegen den selben Gegner mit der gleichen Farbe die gleiche Variante gespielt habe, vermassel ich meine Prep und stehe aus der Eröffnung schlechter. Das war aber erst der Anfang.
18. Na3 Qd5+
19. f3 Nd4
20. Nc4 Qe6

21. b5!
Ich bin so froh diesen Zug gefunden zuhaben! Tatsächlich ist es der einzige, der den schwarzen Vorteil in Grenzen hält. Es drohte 21. … b5 was meinen guten Springer vertreibt, den a4 zum gedeckten Freibauern macht und meinen b4 als Schwäche festlegt. Jetzt tauscht sich mein B- gegen seinen A-Bauern.
Die resultierende Stellung ist, wegen dem Freibauern auf B, immer noch angenehmer für Schwarz. Aber mit präzisem Spiel schaffe ich es immer mehr von seinen aktiven Figuren zu neutralisieren.
21. b5 Nxb5 22. Rxa4 Rxa4 23. Qxa4 Nd4 24. Qd1 b5 25. Na5 Rc8 26. e3 Nc2 27. Nc4
Nd4 28. Na5 Nc6 29. Nxc6 Rxc6 30. Qb1 Rc5 31. Rc1 Rxc1 32. Bxc1 Qc6 33. Qb3+ Kh8
34.Bd2 h5 35. h4 f5 36. e4 Kh7 37. Qc3

es ist kurz vor der Zeitkontrolle und die Stellung ist ausgeglichen. Mit wenig Zeit fällt mir nichts Besseres ein als zu versuchen die Damen zu tauschen. (Sorry Henrik). Zu diesem Zeitpunkt wusste ich schon, dass Jaro verloren hat und ich nur noch ein Remis brauchte.
37. … Qa6
38. Qa5 Qxa5
39. Bxa5 Bf8
40. Bc3?

Und natürlich rächt sich der Damentausch sofort! Im 40. Zug stelle ich (nicht zum ersten Mal in diesem Turnier) die Partie ein. Was ich nicht gesehen habe ist, dass der Bauer auf e5 gar nicht hängt. 40. … b4 41. Bxe5 Bg7 und da mein König nicht im Quadrat steht, läuft der Bauer einfach.
ABER… mein Gegner muss auch noch seinen 40. machen. Er erwidert mir den Gefallen und stellt die Partie wiederum selbst ein.
40. … Ba3?
Was die Mission dieses Zug war, habe ich nicht ganz verstanden. Klar er denkt, dass jetzt der Bauer einfach läuft. Aber selbst wenn das so wäre, könnte ich mit Bxe5, exf5, g4 seine restlichen Bauern abräumen und Remis machen. Aber es geht besser.
41. Bxe5 b4
42. Bd6
der Bauer aufgehalten und der Läufer muss den decken. Die Partie sollte jetzt leicht gewonnen sein.
42. … Kg7 43. Kf2 Kf6 44. Ke2 Ke6 45. Bc5 Kd7 46. d4 Bb2 47. Kd3 Bc3

Wieso ich hier nicht sehe, dass nach 48. e5 meine Bauern praktisch von alleine durchgehen, kann ich nicht erklären.
48. Kc4?
stellt die Partie wieder zum Remis ein.
48. … fxe4
49. fxe4 Be1
50. Bxb4 Bxg3
51. Kd5 Bxh4
52. e5

die letzte interessante Stellung der Partie. Hier habe ich mit 52. … Be7 53. Bxe7 Kxe7 54. Ke4 1/2-1/2 gerechnet.
52. … Bg3?
der letzte Blunder kommt von einem Gegner.
53. e6+ Ke8 54. Kc6 h4 55. d5 g5 56. d6 Bxd6 57. Bxd6 g4 58. Kd5 g3 59. Bf4 g2 60. Bh2
h3 61. Kd6 Kd8 62. e7+ Ke8 63. Bg1 1-0
Ein spannendes Spiel mit einem besseren Ende für die richtige Seite. Damit lande ich vor Jaro in der Tabelle und nehme +25 ELO mit.
Für Jaro könnte man das Turnier auch als erfolgreich bezeichnen, wäre da nicht die letzte Runde gewesen, die ihm sowohl die 2100 ELO als auch ein Abendessen gekostet hat.

Freizeit
Natürlich sind wir nicht nur zum Schachspielen nach Tschechien gefahren. Nur eine Runde am Tag, die erst um 15 Uhr anfing, ließ mehr als genug Zeit für Freizeitaktivitäten. Ich möchte hier einfach unkommentiert einige Bilder hinterlassen. Und selbstverständlich war das noch lange nicht alles. Nicht immer haben wir daran gedacht die Kamera drauf zuhalten. Eine kleine Aufzählung was noch fehlt:
schlechte Serien schauen
Malinas 20. Geburtstag
Hand and Brain
Abendessen beim Asiaten oder Italiener
gemeinsam Kochen
lesen
Finale der Frauenfußball-EM
Gesellschaftsspiele
…













Fahrt nach Hause
Lasst mich eins sagen Leute: ES HAT SPAß GEMACHT! Wäre das immer noch meine Meinung, wenn ich die letzten 2 Runden verloren oder -50 ELO gemacht hätte? Wer weiß. Aber ich vermute die Antwort wäre immer noch JA gewesen.
Irgendwie fühlte sich der letzte Tag wie das Ende einer Ära an. Manche von euch überlegen ihr Studium in einer anderen Stadt fortzusetzen, manche haben schon eine Wohnung in einem anderen Land, manche fuhren mit uns gar nicht nach Berlin zurück. Abi, Studium, Arbeit, Familie. Eine Bitte habe ich an euch: egal was passiert, lasst uns das in spätestens einem Jahr noch mal wiederholen!
Der Zug zurück nach Berlin hatte 1h Verspätung. Es war wunderbar. Nirgendwo hätte ich diese Stunde lieber verbracht als an diesem hässlichen Bahnhof mitten in der Pampa mit euch.
