Pardubice Open 2025

Letztes Jahr habe ich (Viktor) schon einmal einen Bericht zum Open im tschechischen Pardubice geschrieben. Im Vorwort habe ich da meine Hoffnung geäußert, dass der Bericht mehr Leute inspirieren soll die Erfahrung mitzumachen.

Es ist jetzt 1 Jahr später und ich kann sagen: MEGA! Die Anzahl der Teilnehmer aus unserem Verein hat sich verdreifacht(!) Namentlich waren das: Jaro, Tim, Malina, Richard, Henrik, Marcel, Adrian, Leon und ich. Aber das ist nicht alles. Mit uns kam auch der Bundesligaspieler IM Emil Schmidek von SF Berlin. Von seiner Einstellung zum Schach konnten sicherlich alle was lernen.

Anreise

Ich weiß nicht wie genau Jaro meinen Bericht aus dem Vorjahr gelesen hat aber ich vermute, dass ihm mein Sarkasmus aus dem ersten Abschnitt entgangen ist. Anders kann ich es mir nicht erklären wieso wir wieder um kurz nach 7 Uhr aus Berlin los sind. Immerhin verlief die Reise diesmal relativ reibungslos. Das war unsere Truppe bei der Ankunft in Pardubice.

Wer genau hinsieht, wird feststellen, dass hier nur 8 Leute sind. Tatsächlich mussten Emil und Leon aus organisatorischen Gründen die Bahn am Abend nehmen. Um kurz nach 17 Uhr ging es für sie los. Mit einigen Abenteuern und einem Taxi waren sie dann um ziemlich genau um 0 Uhr in der Ferienwohnung. Was macht man nach dieser anstrengenden Reise? Genau! Erstmal 1h Taktikaufgaben.

Dann war aber wirklich Schlafen angesagt. Das Turnier konnte beginnen.

Turnier

Wie immer bestand das Open aus einem A- B- und C-Open. Wo man spielte, wurde durch die eigene ELO festgelegt. Für uns ergab das folgende Einteilung:

A-Open: Emil, Henrik, Marcel, Jaro und ich

B-Open: Richard, Malina, Adrian und Leon.

C-Open: Tim

Um den Verlauf des Turniers in Gänze zu beschreiben, muss ich zunächst von 2 Wetten berichten. Die Wette zwischen Jaro und mir war sehr simpel: lande vor dem Anderen in der Tabelle nach 9 Runden. Richard hatte mit seinen beiden Schützlingen Adrian und Leon auch eine Wette. Damit Adrian und Leon die gewinnen konnten, mussten sie jeweils gegen einen höhergesetzten gewinnen. Was genau die Wetteinsätze waren, darf ich leider nicht sagen. Aber seid versichert: es war mehr wert als alles was man nominell gewinnen konnte. Preisgeld, ELO mögliche Normen. Alles war zweitrangig.

C-Open

Für Tim, der erst im letzten Jahr mit Schach angefangen hat, war es das erste Turnier im Ausland und dementsprechend auch in Pardubice. Ich bin mir sicher, dass er sich den Verlauf etwas anders vorgestellt hat, aber eine Katastrophe war das nicht. Am Ende standen 4,5 Punkte, -13 ELO (was bei einem 40er k-Faktor nicht der Rede wert ist) und eine menge gewonnener Erfahrung. Ich bin mir sicher, Tim spielt im nächsten Jahr schon das B-Open mit.

Die folgende Partie zeigt, dass auch im C-Open ein gutes positionelles Verständnis wichtig ist und nicht alle Partien durch taktische Motive gewonnen werden.

Winkler,Theo (1439) – Burdack,Tim (1581)

in dieser Stellung mit entgegengesetzten Rochaden ist Schwarz offensichtlich schneller mit seinem Angriff und Weiß entscheidet sich deswegen die Damen vom Brett zu nehmen.

17. Nd5 Qxd2
18. Rxd2 Rfe8
19. Nxf6 Kxf6

die entstandene Stellung ist wegen des besseren Läufers und schwarzfeldrigen Schwächen angenehmer für Schwarz. Der Vorteil ist noch nicht entscheidend, macht es aber für Weiß schwierig zu spielen. Und der nächste Fehler lässt nicht lange auf sich warten.

20. g4?

jetzt sind die schwarzen Felder endgültig nicht mehr zu verteidigen

20. … hxg4
21. fxg4 Rc5
22. h4 Rh8
23. h5

vielleicht hat Weiß das gesehen und ging davon aus, dass der Freibauer etwas wert ist. Tim zeigt aber, dass es nicht so ist.

23. …Kg5!
24. Rg1 Re5!
25. hxg6 Kxg6
26. Bd3 Rh4
27. g5 Rg4
28. Rxg4 Bxg4
29. Rf2 Rxg5
30. e5+ Bf5
31. exd6 exd6

die weißen Bauern sind verschwunden und Schwarz hat einen mehr. Die Stellung sollte gewonnen sein, aber Weiß ist frustriert und verliert komplett die Geduld.

32. Rxf5?

das tauscht die verbleibenden Figuren und das Bauernendspiel ist elementar gewonnen.

0-1 nach 59 Zügen

B-Open

Zum B-Open will ich gar viel nicht schreiben. Obwohl 2 der 4 unserer Starter in der ersten Hälfte gesetzt waren, brachte die erste Runde nur 0,5 Punkte. Und die kamen von Leon. Für Malina und Richard war das leider erst der Anfang eines traurigen Turniers.

Da keiner Richards Gegner eine Zahl von deutlich über 1900 vorweisen konnte, waren seine 5 Punkte am Ende eher enttäuschend.

Malina hatte besonders viel Pech. Den Weg nach Pardubice zu machen um dann 2 Vereinspaarungen zu haben (Leon und Adrian), wünscht sich keiner. Zumindest hat sie die Wette mit einem Sieg gegen Leon und einem Remis gegen Adrian nicht beeinflusst. Mit 4 Punkten am Ende blieb auch Malina unter ihren Erwartungen.

Für beide ein Turnier quasi™ zum Vergessen.

Obwohl Adrian die erste Runde verloren hat, war sein Start erfolgreich. Gleich in der 2. Runde konnte er seinen Beitrag zu der Wette leisten. Schauen wir uns die Partie an.

Otrohovs, Maksims (1913) – Maiwald, Adrian (1772)

Eine typische Stellung aus dem Catalan. Weiß hat einen Bauern weniger, dafür aber Druck und aktivere Figuren. Gerade muss sich Schwarz überlegen ob der 2. angebotene Bauer es wert ist.

11. … Qxd4

Adrians Antwort ist: Ja. Eine mutige Entscheidung.

Die Stellung sollte kompliziert bleiben mit etwas besseren Chancen für Weiß. Aber hier beschließt Adrians Gegner die Brechstange rauszuholen.

12. Nxb5? axb5

13. axb5? Rxa1

was genau er dabei übersehen hat, ist mir nicht ganz klar. Adrian konsolidiert sich einfach und die Sache ist erledigt. Die Partie geht auch nicht mehr lange.

14. Nxc6 Bxc6 15. bxc6 Bd6 16. e3 Qa7 17. Qd3 Qc7 18. Qc3 Ra5 0-1

Sehr kurios. Aber wie man in Island sagt: “You take what you get”. Und das tat Adrian.

In den restlicher 7 Partien kamen noch weitere 4 Remisen dazu. Alles gegen höher Gesetzte, was am Ende gute 3/9 Punkte und +6 ELO bedeutete.

Jetzt blieb es an Leon einen Sieg abzuliefern. Fast als letztes gesetzt, war das alles andere als eine einfache Aufgabe. Aber immerhin hatte er 9 Chancen deswegen. Wie schon erwähnt, ein Remis in der ersten Runde war gut, reichte aber nicht. Auch in den weiteren 7 Runden kamen nur hier und da Remisen dazu aber keine Siege. Vor der letzten Runde wähnte Richard sich schon als Sieger. 1 Spiel blieb aber noch. Hier ist es.

Ocelak, Lukas (1688) – Müller, Leon (1532)

Die Eröffnung ist vorbei und die Stellung in etwa ausgeglichen. Jetzt muss Leon entscheiden, ob er die Damen tauschen möchte oder nicht.

15. … Qc7

Von unserem FM und Captain der 1. Mannschaft haben wir alle gelernt, dass ein Damentausch niemals eine Lösung ist. Natürlich beherzigt Leon das.

16. Qd2 Rd8

17. Qg5 h6

18. Qc1

Weiß hat einige Züge verschwendet und gibt damit Schwarz die Möglichkeit in die Offensive zu gehen.

18. … Bd6!

schafft am Königsflügel schwarzfeldrige Schwächen.

19. Rd1 Nc6

20. h3 Nh5!

der Springer kommt rein

21. Rxd6

auch dieser verzweifelte Versuch den schwarzfeldrigen Läufer zu beseitigen, bringt nichts

21. … Ng3+

22. Kg1 Qxd6

23. Qe1 Nxe2+

24. Nxe2 Qc5+

diese Gabel beendet die Partie.

25. Ncd4 e5

26. Rc1 Qb6

0-1

Mit diesem Sieg haben es Adrian und Leon tatsächlich in der letzten Runde geschafft! Ich hoffe Richard wird sich von dieser weiteren Niederlage in naher Zukunft doch noch erholen.

Ansonsten hat Leon die B-Gruppe mit 2,5 Punkten abgeschlossen und kann damit den höchsten ELO-Zuwachs unseres Ausflugs vorweisen: +34

A-Open

Emil war vor dem Turnier in unter den Top 20 gesetzt und wollte dementsprechend auch Großes erreichen. Eine GM-Norm und sogar ein Turniersieg schienen möglich. Diese Träume wurden durch eine Erstrundenniederlage relativ schnell begraben und es ging nur noch um Schadensbegrenzung. Mit 4,5/5 in dem nächsten Runden hat sich Emil wieder erholt, wurde aber dann unsanft vom Erstgesetzten des Turniers Anton Korobov gestoppt. Ein weiter Sieg und eine Abschlussniederlage bedeutete am Ende nur 5,5 Punkte bei einem ziemlich hohem Gegnerschnitt.

Henrik war für mich in diesem Jahr am unauffälligsten. Einige Partien gewonnen, einige verloren. Keine großen Siege, keine großen Niederlagen und nur 3 Mal an einem live-Brett gespielt. Das Ergebnis spiegelte das am Ende auch wieder. 5 Punkte und ziemlich genau +-0 ELO.

Deutlich interessanter war das Turnier für Marcel. Nach den ersten 4 Runden standen 3 Punkte und zwar gegen 2 IMs und 1 GM. Wir haben uns ausgerechnet, dass jetzt alles remisieren für eine IM-Norm reicht. Für 2 weitere Runden ging der Plan auf, aber in der 7. kribbelten die Finger doch zu stark. Marcel opferte eine Figur und verlor. In der nächsten Runde musste deswegen ein Sieg her. Nach einem spannenden Spiel, war das am Ende auch eine Niederlage. Ein Remis in der letzten Runde war dann auch egal.

Trotzdem kann man das Turnier für Marcel als einen großen Erfolg verbuchen. +23 ELO sind ein guter Schritt in Richtung FM.

Schauen wir und an wie Marcel einen IM in einem interessanten Springerendspiel besiegt.

Petersen, Marcel (2236) – Gnojek, Petr (2421)

Schwarz besetzt die einzige offene Linie in der Stellung. Wahrscheinlich hatte der IM hier Rcd8 vorgesehen und dann doch noch gesehen, dass es wegen c5 und Nd6 nicht funktioniert. Aber anstatt zu evakuieren und sich umzugruppieren, hält Schwarz an dem Turm fest.

23. … e4?

das erlaubt es aber Marcel die Türme vom Brett zu nehmen wonach die weißen Figuren sehr viel aktiver sind und die schwarzen Bauern zu weit vorgerückt sind.

24. Rd1 Rcd8

25. Rbd2 Rxd2+

26. Rxd2 Rxd2+

27. Kxd2 Nd7

28. Nd6 Nc5

29. Kc3 Kf8

Auch wenn es nicht so auf der ersten Blick aussieht, aber Weiß steht komplett auf Gewinn. So krass ist der Unterschied in der Figurenaktivität. Die Engine sagt König weiter mit Kd4 und Kd5 reinbringen. Danach fällt der b7 und es ist gg.

Marcel sieht es aber nicht ein seinen Soldaten auf b3 so im Stich zu lassen und macht es sich etwas schwieriger.

30. b4? axb4+

31. Kxb4 Nd3+

32. Kc3 Nxf2

33. Kd4 Ke7

34. c5

Wenn Schwarz jetzt 34 … Kd7 35 Nxb7 f5 findet, kann er die Partie retten. Der Punkt ist, dass er mit 36. Nd6 g6 37. a5 Nd3 38. a6 Nb4 39. a7 Nc6+ den a-Bauern doch noch aufhalten kann. Für einen Menschen ist so was kaum zu sehen.

Stattdessen versucht Marcels Gegner seine Schwäche loszuwerden.

34. … b6

nach einem Zwischenschach

35. Nf5+

führt das aber zu Stellung mit 2 weißen entfernten Freibauern, die Marcel nach Lehrbuch nutzt um die schwarzen Figuren abzulenken und selbst den Königsflügel einzusammeln.

35. … Kd7 36. cxb6 Kc6 37. a5 Nd3 38. Nxg7 Nc5 39. Nh5 f5

40. Kc4 Nb7 41. Kb4 Nd6 42. Nf4 e3 43. Ne2 Ne4 44. g3 h5 45. Nd4+ Kb7 46. Kc4

Ka6 47. Kd3 Kxa5 48. b7 Nc5+ 49. Kxe3 Nxb7 50. Nxf5 Kb6 51. Kf4 Kc6 52. Kg5 Kd7

53. Kxh5 Ke8 54. Kg6 Kf8 55. h4 Nc5 56. g4 Kg8 57. h5 Nd7 58. Nd6 Ne5+ 59. Kf5

Nf3 60. g5 Kg7 61. h6+ Kh7 62. Nf7 Nh4+ 63. Kf6 Ng6 64. Ne5 Nf4 65. Kf5 Nd5 66.

Ng4 Ne7+ 67. Ke6 Ng6 68. Ne5 Nf4+ 69. Kf5 Nd5 70. Nd3 Ne3+ 71. Kf4 Nd5+ 72. Kg4

Ne7 73. Nf4 Nc6 74. Kh5 Ne5 75. g6+ Kg8 76. Nd5 Kh8 77. g7+ Kh7 78. Nf6# 1-0

Kommen wir aber endlich zu meiner Wette gegen Jaro.

Jaro ist früh mit 3 Remis in den ersten 3 Runden in Führung gegangen. In allen stand er besser oder auf Gewinn. Da hätte es schon vorbei sein können.

Meinen ersten Punkt konnte ich mit einer guten Prep in der 3. Runde einfahren.

Ab da war es ein knappes Rennen und nach der 7. Runde hatten wir beide 2,5 Punkte. In der 8. Runde bekam Jaro es mit einem weiteren FM zu tun.

Verbitsky, Jaroslaw (2086) – Golubovskis, Maksims (2254)

Das ist eine Stellung, die man durchaus aus der Theorie kennen könnte. Ob Jaros Gegner ihn auf eine neues Terrain locken wollte oder seine Prep einfach vergessen hat, kann man nur vermuten. Jedenfalls war

9. … Nh6?

eher suboptimal. Jetzt kann Weiß mit

10. e6!

Schwarz bleibende Schwächen auf c6 und a7 verpassen.

10. … O-O

11. Bxg7 Kxg7

12. Qd4+ f6

13. exd7 Bxd7

14. O-O-O Bf5

15. Bc4 Qb6 16. Na4 Qc7 17. f3 Rad8 18. Qe3 Bc8 19. g4 Nf7 20. Nc5 Rxd1+

21. Kxd1 Rd8+ 22. Kc1 Qe5 23. Re1 Qxe3+ 24. Rxe3 Ne5

tief im Mittelspiel bestehen die besagten Schwächen immer noch. Jetzt beginnt Jaro damit die eigenen Figuren tief ins gegnerische Lager umzugruppieren was Schwarz gar nicht aufhalten kann.

25. Be6 g5

26. Rb3! Nf7

27. Rb8! Nd6

28. Ra8 Re8

29. Rxa7 Bxe6

30. Nxe6+ Kf7

31. Nc5

Mittlerweile hat Jaro einen Bauern mehr, eigenen Freibauern und weitere Schwächen von Schwarz warten darauf eingesammelt zu werden. Damit er zumindest irgendwas versuchen kann, gibt Jaros Gegner hier einen weiteren Bauern.

31. Nc5 f5

32. gxf5 Kf6

33. Ne4+ Nxe4

34. fxe4 Ke5

35. Ra4 g4

Schwarz schafft sich mit Gewalt einen Freibauern aber der weiße Plan zum Sieg bleibt relativ einfach: alle Bauern einsammeln, König in die Mitte, Turm für den Freibauern geben, mit Bauern gegen Turm gewinnen. So passiert es auch.

36. Kd2 Kf4 37. Ke2 h5 38. Rc4 h4 39. Rxc6 h3

40. Re6 Rc8 41. c3 Ra8 42. a3 Rb8 43. b4 Ra8 44. Rxe7 Rxa3 45. f6 Ra2+ 46. Kd3

Rf2 47. Rg7 Kf3 48. e5 Kg2 49. Rxg4+ Kxh2 50. Kd4 Kh1 51. Rh4 h2 52. Kd5 Kg1

53. Ke6 h1=Q 54. Rxh1+ Kxh1 55. f7 Kg2 56. Ke7 1-0

Ein wichtiger Sieg, der aber nur zum Ausgleich reichte. Meine junge Gegnerin aus der selben Runde hat sich früh ihre Dame fangen lassen und musste kurze Zeit später aufgeben.

Vor der letzten Runde also immer noch Gleichstand. Da musste Jaro gegen einen jungen Ukrainer antreten und ich gegen einen FM, der kein gutes Turnier hatte. Hier die Runde aus meiner Sicht.

Pererva, Viktor (2066) – Savicevs, Arsenijs (2211)

Obwohl ich schon letztes Jahr gegen den selben Gegner mit der gleichen Farbe die gleiche Variante gespielt habe, vermassel ich meine Prep und stehe aus der Eröffnung schlechter. Das war aber erst der Anfang.

18. Na3 Qd5+

19. f3 Nd4

20. Nc4 Qe6

21. b5!

Ich bin so froh diesen Zug gefunden zuhaben! Tatsächlich ist es der einzige, der den schwarzen Vorteil in Grenzen hält. Es drohte 21. … b5 was meinen guten Springer vertreibt, den a4 zum gedeckten Freibauern macht und meinen b4 als Schwäche festlegt. Jetzt tauscht sich mein B- gegen seinen A-Bauern.

Die resultierende Stellung ist, wegen dem Freibauern auf B, immer noch angenehmer für Schwarz. Aber mit präzisem Spiel schaffe ich es immer mehr von seinen aktiven Figuren zu neutralisieren.

21. b5 Nxb5 22. Rxa4 Rxa4 23. Qxa4 Nd4 24. Qd1 b5 25. Na5 Rc8 26. e3 Nc2 27. Nc4

Nd4 28. Na5 Nc6 29. Nxc6 Rxc6 30. Qb1 Rc5 31. Rc1 Rxc1 32. Bxc1 Qc6 33. Qb3+ Kh8

34.Bd2 h5 35. h4 f5 36. e4 Kh7 37. Qc3

es ist kurz vor der Zeitkontrolle und die Stellung ist ausgeglichen. Mit wenig Zeit fällt mir nichts Besseres ein als zu versuchen die Damen zu tauschen. (Sorry Henrik). Zu diesem Zeitpunkt wusste ich schon, dass Jaro verloren hat und ich nur noch ein Remis brauchte.

37. … Qa6

38. Qa5 Qxa5

39. Bxa5 Bf8

40. Bc3?

Und natürlich rächt sich der Damentausch sofort! Im 40. Zug stelle ich (nicht zum ersten Mal in diesem Turnier) die Partie ein. Was ich nicht gesehen habe ist, dass der Bauer auf e5 gar nicht hängt. 40. … b4 41. Bxe5 Bg7 und da mein König nicht im Quadrat steht, läuft der Bauer einfach.

ABER… mein Gegner muss auch noch seinen 40. machen. Er erwidert mir den Gefallen und stellt die Partie wiederum selbst ein.

40. … Ba3?

Was die Mission dieses Zug war, habe ich nicht ganz verstanden. Klar er denkt, dass jetzt der Bauer einfach läuft. Aber selbst wenn das so wäre, könnte ich mit Bxe5, exf5, g4 seine restlichen Bauern abräumen und Remis machen. Aber es geht besser.

41. Bxe5 b4

42. Bd6

der Bauer aufgehalten und der Läufer muss den decken. Die Partie sollte jetzt leicht gewonnen sein.

42. … Kg7 43. Kf2 Kf6 44. Ke2 Ke6 45. Bc5 Kd7 46. d4 Bb2 47. Kd3 Bc3

Wieso ich hier nicht sehe, dass nach 48. e5 meine Bauern praktisch von alleine durchgehen, kann ich nicht erklären.

48. Kc4?

stellt die Partie wieder zum Remis ein.

48. … fxe4

49. fxe4 Be1

50. Bxb4 Bxg3

51. Kd5 Bxh4

52. e5

die letzte interessante Stellung der Partie. Hier habe ich mit 52. … Be7 53. Bxe7 Kxe7 54. Ke4 1/2-1/2 gerechnet.

52. … Bg3?

der letzte Blunder kommt von einem Gegner.

53. e6+ Ke8 54. Kc6 h4 55. d5 g5 56. d6 Bxd6 57. Bxd6 g4 58. Kd5 g3 59. Bf4 g2 60. Bh2

h3 61. Kd6 Kd8 62. e7+ Ke8 63. Bg1 1-0

Ein spannendes Spiel mit einem besseren Ende für die richtige Seite. Damit lande ich vor Jaro in der Tabelle und nehme +25 ELO mit.

Für Jaro könnte man das Turnier auch als erfolgreich bezeichnen, wäre da nicht die letzte Runde gewesen, die ihm sowohl die 2100 ELO als auch ein Abendessen gekostet hat.

Freizeit

Natürlich sind wir nicht nur zum Schachspielen nach Tschechien gefahren. Nur eine Runde am Tag, die erst um 15 Uhr anfing, ließ mehr als genug Zeit für Freizeitaktivitäten. Ich möchte hier einfach unkommentiert einige Bilder hinterlassen. Und selbstverständlich war das noch lange nicht alles. Nicht immer haben wir daran gedacht die Kamera drauf zuhalten. Eine kleine Aufzählung was noch fehlt:

schlechte Serien schauen

Malinas 20. Geburtstag

Hand and Brain

Abendessen beim Asiaten oder Italiener

gemeinsam Kochen

lesen

Finale der Frauenfußball-EM

Gesellschaftsspiele

Fahrt nach Hause

Lasst mich eins sagen Leute: ES HAT SPAß GEMACHT! Wäre das immer noch meine Meinung, wenn ich die letzten 2 Runden verloren oder -50 ELO gemacht hätte? Wer weiß. Aber ich vermute die Antwort wäre immer noch JA gewesen.

Irgendwie fühlte sich der letzte Tag wie das Ende einer Ära an. Manche von euch überlegen ihr Studium in einer anderen Stadt fortzusetzen, manche haben schon eine Wohnung in einem anderen Land, manche fuhren mit uns gar nicht nach Berlin zurück. Abi, Studium, Arbeit, Familie. Eine Bitte habe ich an euch: egal was passiert, lasst uns das in spätestens einem Jahr noch mal wiederholen!

Der Zug zurück nach Berlin hatte 1h Verspätung. Es war wunderbar. Nirgendwo hätte ich diese Stunde lieber verbracht als an diesem hässlichen Bahnhof mitten in der Pampa mit euch.

Die deutsche Mannschaft gewann eine Bronzemedaille bei den 2.Gehörlosen-Europameisterschaften im Schach

In der Zeit vom 5.4. bis 13.4.2025 fand im Hotel Medena in Seget Donji bei Trogir an
der Dalmatinischen Küste in Kroatien die 2. Gehörlosen-Europameisterschaft im Schach
statt. Es wurde an jeweils vier Brettern gespielt, maximal sechs Spieler pro Mannschaft
durften gemeldet werden.
Die deutsche Auswahl bestand, in dieser Reihenfolge, aus Mohammed Reza Ghadimi
(Kieler SV, GSBV Halle), Artur Kevorkov (Lübecker SV, GSBV Halle), Sergey Sa-
lov (Lübecker SV, GSBV Halle), Christian Opitz (SK Radolfzell, GSBV Halle) und
Dr. Wolfgang Kössler (Mattnetz Berlin, Dresdner GSV). Betreuer war Holger Mende
(Halle/Saale).
Ich flog am 5.4.25 von Berlin aus über Wien nach Split. Diesmal hat die Anreise gut
geklappt. Die anderen deutschen Spieler waren schon einen Tag früher angereist. Die am
5.4.25 angereisten Sportler wurden von den Gastgebern vom Flughafen abgeholt. Ich
kam gemeinsam mit den Polen an.
Am Abend diskutierten wir über die Mannschaftsaufstellung, d. h., über die Reihenfolge
der Spieler. Früher hatten wir diese nach taktischen Gesichtspunkten vorgenommen, so
dass unsere Aufstellung für die Gegner schwerer vorherzusehen war. Unser Spielertrainer-
Kapitän Sergey Salov war jedoch anderer Meinung und setzte sich schließlich durch. Im
Nachhinein müssen wir zugeben, er hatte recht. Die ersten drei Bretter spielten, bis auf
eine Ausnahme, jede Runde, ich wechselte mich mit Christian am vierten Brett ab.
Es waren bei den Männern ursprünglich elf Mannschaften gemeldet. Die angereisten
Schweden hatten aufgrund von Verständnisproblemen die Turnierregeln nicht einhalten
können und mussten aus dem Turnier ausgeschlossen werden. In der Reihenfolge der
Setzliste blieben Deutschland, Kroatien, Serbien, Polen, Ukraine, Ungarn, Bosnien-
Herzegovina, Schweiz, England und Slowenien, wobei die sechs erstgenannten Mannchaften
nominell fast gleichwertig waren. Laut Ausschreibung waren sieben Runden Schweizer
System vorgesehen. Kurzerhand wurde der Turnierablauf geändert, Rundenturnier jeder
gegen jeden, also neun Runden. Das hatte insbesondere zur Folge, dass der Ruhetag, für
den ein Ausflug geplant war, gestrichen wurde. Die Bedenkzeit wurde nicht geändert,
90 Minuten plus 30 Sekunden für jeden Zug für die gesamte Partie.
Am Sonntag, 6.4.25, fand am Vormittag die Eröffnungsfeier statt mit den üblichen
Eröffnungsreden, natürlich mit Gebärdensprachdolmetscher. Ein schöner Auftritt einer
kroatischen Tanzgruppe folgte.
Am Nachmittag gab es schon die erste Runde, wir spielten gegen die Schweiz 3,5 : 0,5.
Lediglich Mohammed Reza spielte am ersten Brett gegen den starken Schweizer Halit
Rexhepi remis. Heute spielte Christian. Damit ergab sich für mich die Gelegenheit
nach Split zu fahren. Ich lief 5 km zur Busstation, um dann dort doch ein Taxi zu
nehmen. Hauptattraktion in Split ist der Diokletianspalast mit Kirche, Glockenturm
und Kaisergemächern. Ich bin dann noch ein wenig durch die Altstadt gebummelt und
nahm den Weg zum Marjan-Hügel in Angriff. Am Sonntag ist der öffentliche Nahverkehr
knapp und so kehrte ich rechtzeitig um, um noch den letzten(?) Bus um 17:15 Uhr nach
1
Trogir zu bekommen.
Am Montag, 7.4.25, spielte ich am Vormittag, wir gewannen gegen England 4 : 0. Am
Nachmittag war dann wieder Christian dran und meine Mannschaftskameraden gewannen
3,5 : 0,5 überraschend hoch gegen den Mitfavoriten Serbien! Ich bin inzwischen auf den
444 m hohen Vlaska-Hügel gestiegen. Die Aussichten sind schön, die Wege jedoch in sehr
schlechtem Zustand, grober Schotter.
Am Dienstag vormittag sollte ich wieder spielen, gegen die Ukraine. Ich bereitete mich
auf meinen Gegner, Oleksii Filippskikh, vor. Am Morgen stellten wir jedoch fest, dass
ich gar nicht aufgestellt war, sondern Christian. Wie sich herausstellte, passierte unserem
Kapitän ein kleines Malheur, er vergaß am Vortag die Aufstellung beim Schiedsgericht
abzugeben. Wenn keine neue Aufstellung abgegeben wird, dann gilt die alte. Christian
war auch nicht erfreut, er hatte sich auf einen ruhigen Vormittag eingestellt. Wir verloren
dann gegen die Ukraine 1,5 : 2,5. Die Punkte holten Artur (1) und Mohammed Reza (0,5).
Der älteste Spieler des Turniers, Sergey Salov (85 Jahre), verlor gegen einen der drei
jüngsten Spieler (alle drei Jahrgang 2009), den ukrainischen Jungstar Georgii Metreveli,
der am Ende sagenhafte acht Punkte aus neun Partien holte und auch die Brettwertung
am dritten Brett gewann. Ich bin inzwischen auf der Trogir vorgelagerten Insel Ciovo
wandern gegangen.
Am Nachmittag fand dann das Blitzturnier statt, an dem nur acht Mannschaften
teilnahmen. Bedenkzeit war, wie mittlerweile üblich, drei Minuten plus zwei Sekunden
pro Zug. Ich spielte alle sieben Runden, gewann dreimal, verlor viermal. Ich bin offenbar
zu langsam. Serbien gewann das Turnier souverän. Unsere Mannschaft belegte den
fünften Platz.
Am Mittwoch spielte ich dann beide Partien am vierten Brett. Am Vormittag spielten
wir gegen Ungarn 2,5 : 1,5, Mohammed Reza gewann, die anderen spielten remis. Am
Nachmittag verloren wir jedoch gegen Polen 1.5 : 2.5. Diesmal verlor Mohammed Reza,
die anderen spielten remis. Mohammed Reza hatte hier aber den stärksten Spieler des
Turniers, Pawel Piekielny, der 7,5 Punkte am ersten Brett holte, als Gegner.
Am Donnerstag fand das Schnellschachturnier statt. Bedenkzeit war 10 Minuten plus
5 Sekunden für jeden Zug. An diesem Turnier nahmen neun Mannschaften teil. Ich
spielte am Vormittag, Christian am Nachmittag, jeder vier Runden. Ich schaffte jedoch
nur einen Sieg und drei Niederlagen. Unsere Mannschaft belegte wieder den fünften
Platz. Dies war der dritte fünfte Platz nacheinander, in Erzurum waren wir ja auch
schon fünfte geworden. Das Turnier gewann die Ukraine.
Am Freitag ging es mit dem Standardturnier weiter. Es standen die siebte und achte
Runde auf dem Programm. Nach sechs Runden lagen wir mit vier Siegen und zwei
Niederlagen auf dem dritten Platz. Uns waren jedoch Serbien, Ungarn und Kroatien
dicht auf den Fersen. Bei einer etwaigen Niederlage gegen Kroatien in der siebten Runde
war ein Gleichstand aller vier Mannschaften (Deutschland, Kroatien, Serbien, Ungarn) zu
erwarten. Uns hätte ein 2 : 2 gereicht, um den dritten Platz zu festigen, Kroatien jedoch
musste gewinnen, um im Medaillenrennen zu bleiben. Am Abend haben wir überlegt, ob
Christian oder ob ich, vermutlich gegen Toni Vujcic (mit Weiß), spiele. Christian fühlte
sich gut, und so spielte er, hatte aber einen schweren Stand. Das wäre mir vermutlich
genauso gegangen. Mohammed Reza gewann gegen den IM Branko Vujakovic und so
2
stand es nach dreieinhalb Stunden 1,5 : 1,5. Arturs Gegner Bogdan Bozinovic kämpfte in
einer unklaren Stellung (Läufer und zwei Bauern gegen Turm) verbissen um den Sieg,
ließ sich aber matt setzen. Siehe dazu die Partie unten. Damit hatten wir gegen Kroatien
gewonnen. Da wir noch zwei etwas leichtere Gegner hatten, waren wir dicht am dritten
Platz. Wir wollten den Gegner am Nachmittag, Bosnien-Herzegowina, jedoch nicht
unterschätzen. So spielte Mohammed Reza doch, der sich eigentlich auf eine Ruhepause
eingestellt hatte und er gewann seine Partie. Alle anderen spielten remis. Jetzt war der
dritte Platz gesichert. Nach vorne war auch nichts mehr drin, da die vor uns auf dem
zweiten Platz liegende Ukraine gegen Serbien ein 2 : 2 vereinbarte.
Mohammed Reza spielte mit sechs Punkten aus acht Partien am ersten Brett ein
hervorragendes Turnier, er hatte 25 ELO-Punkte hinzu bekommen. Da hatte er sich
den freien Sonnabend redlich verdient und er konnte aussetzen. Gegen Slowenien in
der neunten Runde spielten wir beide, Christian und ich, und gewannen, wie auch
Sergey. Artur jedoch, diesmal am ersten Brett, verlor gegen den zweitbesten Spieler des
Turniers, den anderen 16-jährigen Jungstar, Bruno Glas. Bei Artur war nach dem sehr
anstrengenden Turnier und dem gesicherten dritten Platz etwas die Luft raus. Artur
spielte jedoch auch ein sehr starkes Turnier, er gewann die Brettwertung am zweiten
Brett.
Das Turnier gewann Polen vor der Ukraine und Deutschland. Mit der Bronzemedaille
können wir sehr zufrieden sein. Die Siegerehrung am Sonnabend abend war stimmungsvoll,
mit Flaggenhissung und Nationalhymne. Anschließend gab es noch ein Bankett.
Natürlich gab es auch ein Frauenturnier an jeweils zwei Brettern. Maximal vier Spielerin-
nen konnten gemeldet werden. Eine deutsche Mannschaft konnte nicht teilnehmen, da
wir nur eine einzige, allerdings sehr starke gehörlose Spielerin (Annegret von Erichsen) in
Deutschland haben. Das Standardturnier gewann die Ukraine, das Schnellschachturnier
Ungarn und das Blitzturnier die beiden lettischen Schwestern Margarita und Anastasia
Parhomenko.
Wenn man alle sechs Turniere zusammen nimmt, dann war die Ukraine die erfolgreichste
Mannschaft mit zwei ersten und vier zweiten Plätzen. Sie waren mit 13 Teilnehmern
(sechs Männer, vier Frauen und drei Betreuer) auch die zahlenmäßig stärkste Mannschaft.
Die Organisation des Turniers war, ähnlich wie in Belgrad 2023 (Behinderten-WM),
und ganz im Gegensatz zu Erzurum 2024 (Deaflympics), hervorragend. Der Spielsaal
war geräumig, genug Platz für die Schachbretter, die eine elektronische Aufzeichnung
ermöglichten. Insgesamt vier Schiedsrichter und reichlich technisches Personal sorgten
für einen reibungslosen Ablauf. Im Analysesaal konnte ein großer Teil der Partien live
verfolgt werden.
Am Sonntag flogen Artur und Sergey wie auch die anderen Mannschaften nach Hause.
Wegen ungünstiger Flugzeiten am Sonntag blieben wir anderen noch einen Tag länger
und konnten so den fehlenden Ausflug nachholen. Wir fuhren mit einer Reisegruppe in
den Krka-Nationalpark zu den berühmten Wasserfällen. Diese sind zwar nicht mit den
Iguacu-Fällen in Argentinien/Brasilien zu vergleichen, aber auch sehr schön. Christian
fand den Rheinfall schöner, dem kann ich nicht zustimmen. Eine kleine Bootsfahrt führte
uns zu dem netten Städchen Skardin. Von hier aus wollte ich noch zwei Aussichtspunkte
aufsuchen, die meine, wie ich feststellen musste, veraltete Wanderkarte anzeigte. Jedoch
waren die Bäume mitlerweile so hoch gewachsen, dass am ersten Punkt gar nichts zu
3
sehen war. Beim zweiten Punkt konnte ich mich durch die dichten Bäume auf den Felsen
zwängen und die Aussicht auf den Krka-Fluss genießen.
Hier ist die entscheidende Partie zwischen Artur und Bogdan Bozinovic.

Kevorkov, Artur (2116) – Bozinovic, Bogdan (2088)

Wolgang Kössler

Dr. Wolfgang K¨ossler, Artur Kevorkov, Holger Mende, Christian Opitz, Sergey Salov,
Mohammed Reza Ghadimi (v.l.n.r.). Quelle: Holger Mende

Osterskat am 11.04.2025

Hallo ihr Skatfreunde, hier seht ihr die 3 Gewinner vom Osterskat 2025.
Dank etlicher Helfer wurde es ein sehr schöner Abend.
Ich denke daß sich Alle schon auf den Weihnachtsskat freuen.
Es ist der 12.Dezember im Kalender rot anzustreichen.

OQT 2025

Die Osterzeit ist jedes Jahr auch Schachzeit, denn die besten Spieler Berlins treffen in der Berliner-Einzelmeisterschaft aufeinander. Da sich dort die Elite tummelt, trägt sie passenderweise den Namen „Meisterklasse“. Wer sich auch mit diesen Feld Topspielern und Titelträgern wie beispielsweise Fide-Meister Henrik Hesse, manchen eventuell ein Begriff, messen will, muss sich vorab erstmal beweisen. Hierfür muss man sich im sogenannten Qualifikationsturnier gegen eine große Zahl an ambitionierten Meisterklasseaspiranten durchsetzen. Auch dieses Jahr waren wir wieder mit einigen Mattnetzern dabei, die versuchten in die Fußstapfen Georg Tscheuschners zu treten und das Turnier zu gewinnen, oder aber einfach Erfahrung und möglichst viele DWZ/Elo-Punkte zu sammeln.

Bei meinem kleinen Bericht werde ich (Max Teschke), selbstverliebt wie ich bin, hauptsächlich von meinem Turnier berichten, da ich zwar immer mit allen mitgefiebert, aber im Detaill von den anderen nicht alles detailliert mitbekommen habe.

Nach langer Vorrede jetzt zum Turnier.

Voller Tatendrang und Hoffnung habe ich mich am Ostersamstag für die 1. Runde ans Brett gesetzt. Vielleicht könnte ich ja mit ein bisschen Glück meinen 3. Platz aus dem Vorjahr bestätigen. Mit richtig viel Glück waren vielleicht sogar die benötigten 7,5/9 Punkte möglich, die man für die Quali für die Meisterklasse braucht. Allerding bekam meine Stimmung einen kleinen Dämpfer als ich meinen Gegner sah. Ein 12-jähriges Talent mit ca. 1850 DWZ, was für mich, als mittlerweile quasi alter Hase, definitiv angsteinflößend war. Diese Angst stellte sich als berechtigt heraus, denn der leider sogar sehr sympathische junge Mann hat mich direkt mal weggeputzt. Ich startete also mit einer saftigen Niederlage ins Turnier und meine Hoffnungen lösten sich erstmal in Luft auf. Jetzt noch 7,5/8 zu holen würde einer Art osterlichen Auferstehung gleichen. Meine Ziele verschoben sich also darauf möglichst die verlorenen DWZ-Punkte zurückzuholen. Dies gestaltete sich aber so gar nicht einfach. In der nächsten Runde bekam ich einen 10-Jährigen Gegner und danach ebenfalls einen Jugendlichen, der innerhalb des letzten Jahres von 1400 auf 1900 geklettert war. Ich war begeistert. Natürlich gelang es mir erfolgreich in beiden Partien Verluststellungen zu erreichen. Dank einiger Mithilfe meiner Gegner konnte ich aber der Katastrophe doch zu entgehen und stand nach 3 Runden dann doch irgendwie mit 2/3 Punkten da. Als ich die 4. Runde diesmal relativ leicht gewinnen konnte, hatte sich meine Laune gebessert und ich war wieder bei +- 0 Elo-Punkten. Es folgte ein solides Remis mit Schwarz gegen einen guten Gegner. Das war durchaus ok, aber mit 3,5/5 Punkten brauchte es jetzt 4/4 Punkten für die 7,5. Das hielt ich doch für sehr unrealistisch. Parallel hatte sich allerdings Silvio zu starken 4/5 Punkten gemausert und spielte ganz vorne mit, was uns alle besonders freute, insbesondere weil Silvio (generell im ganzen Turnier) super viel Positivität versprühte, die irgendwie ansteckend war. In der 6. Runde brachte mich meine akribische Eröffnungsarbeit bei Chessable (ich verbringe echt zu viel Zeit damit) in eine tolle Situation. Ich war nach 10 Zügen aus dem Buch und hatte einen Bauern weniger. Ich wusste, dass ich theoretisch nicht schlecht stehen konnte, da alle Züge vorher ja in meinem Kurs waren. Leider hatte mein Gegner gerade mit h6 meinen Plan Lg5 zu spielen verhindert, was mir logisch erschien und ich musste mir jetzt überlegen, wie ich seine einfache Idee zu rochieren und sich dann mit Mehrbauern einfach zu entwickeln, verhindern sollte. Zum Glück fand ich mit Dd3 im letzten Zug eine trickreiche Idee. Er rochierte trotzdem, was mir eine gewinnbringende Taktik erlaubte:

Lxh6! …nehmen kann Schwarz nicht wegen Dg6+ Kh8 Dxh6+ Kg8 und Sg5, was die Dame gewinnt.

Und nach …Sxb4 mit Doppelangriff auf Dame und Läufer folgt der schöne Zug Dg6! Es hängt gefühlt alles bei Weiß aber Schwarz wird mattgesetzt.

Mein Gegner spielte den vergleichsweise besten Zug …Se7 aber nach Sg5 g6 Lxf8 ist die Stellung hoffnungslos für Schwarz.

Ich brauchte also „nur“ noch 3/3, was mir zum ersten Mal im Turnier möglich schien. Ich ließ mich wahrscheinlich auch von Silvios Euphorie mitreißen, der sich mit einem weiteren Sieg ans Spitzenbrett gekämpft hatte (was besonders cool war, weil das 1. Brett wie die Spiele der M-Klasse live übertragen wurde). Diese Möglichkeit nutzte Silvio in der Folgenden Runde, um ein bisschen anzugeben. Gegen einen sehr starken Gegner packte er am Livebrett eine sehr schöne Taktik aus:

Silvio hat hier Schwarz und konnte bereits in der Eröffnung einen Bauern einsammeln. Nach dem letzten Zug des Gegner h4 setzt Silvio einen wunderschönen Schlusspunkt:

…Dxe2! Boom Silvio gewinnt einen Springer und damit die Partie. Wenn Weiß die Dame schlägt kommt …Sxg3+ und gewinnt die Dame zurück und hat einfach 2 Figuren mehr. Auf Silvios Niveau keine sehr schwere Taktik aber dennoch wunderschön.

Damit setzte sich Silvio mit 6/7 an die Spitze. Ich konnte meine Partie ebenfalls gewinnen und in der Vorletzten Runde kam es zum Duell der beiden mit Abstand besten Spieler im Turnier. Es kam zum Mattnetzduell am Spitzenbrett: Silvio gegen mich. Eigentlich sind Vereinspaarungen ja immer sehr ärgerlich und wir haben uns auch nicht darüber gefreut, aber wenn es sein muss dann am liebsten so. Wir waren mittlerweile bei gut ins Rollen gekommen und der Sieger würde Chancen auf den Turniersieg haben. Wie sich herausstellte hatten wir beide Angst vor der Vorbereitung des jeweils anderen. Deshalb wählte Silvio mit Weiß die harte Maßnahme 1. f4, was mich sehr freute, weil ich wusste, dass wir also eine Stellung kriegen, die wir vermutlich beide nicht so gut kennen und Silvio nicht extra etwas gegen mich herausgesucht hatte. In einer sehr umkämpften Partie, in der Silvio mich eigentlich etwas überspielt hatte, übersah er in Zeitnot eine Taktik, die mir den glücklichen Sieg brachte. Bitter für Silvio, der sich aber in klassischer Silvioweise für mich freute. Ich hatte es also irgendwie zu 6,5/8 Punkten geschafft und war nun wirklich nur noch einen Sieg von der M-Klasse und sogar dem Turniersieg entfernt. Vor der letzten Runde stand fest: mit einem Sieg wäre ich Turniersieger, ein Unentschieden würde aber nicht reichen. Klimaktisch passend spielte ich in der letzten Runde gegen den Setzlistenersten Daniel Weber mit einer für mich beneidenswerten Elo von ca. 2180. Wir spielten eine scharfe Variante im Sizilianer, in der ich einen Bauern opferte, aber Initiative und das Läuferpaar bekam. Nach einer superkomplizierten Partie konnte mein Gegner in folgender Stellung keine Verteidigung mehr finden und verlor auf Zeit:

Ich denke, hier war auch nichts mehr zu machen.

Ich habe mich riesig gefreut. Das ist mein erster Sieg eines so starken Turniers, insbesondere weil ich nach der Niederlage in der 1. Runde wirklich nicht mehr daran geglaubt hatte.

Die generelle Stimmung in der Gruppe war auch gut. Auch wenn Silvio das Turnier nicht so stark abschließen konnte, war es dennoch eine tolle Leistung von ihm und brachte ihm immerhin den 9. Platz, womit er auch auf die Bühne kam! (Entschuldigt bitte die Qualität des Fotos, aber irgendwo spiegelt es auch den Rausch des Moments wider^^)

Für Siggi lief das Turnier nicht so gut, aber er wird sicherlich im nächsten Jahr wieder angreifen. Für Leonardo, Adrian und Leon war das Turnier ok. Sie hatten sich zum Teil etwas mehr erhofft, aber manchmal muss man mit ca. +- 0 Punkten und einiges mehr an Erfahrung auch zufrieden sein. Simeon hat ein mit 50% und 60 Elo+ ein starkes Turnier gespielt und besonders Tim hat super abgeliefert und sich sogar die Silbermedaille in seiner Ratingkategorie erspielt.

Insgesamt war das Qualifikationsturnier also ein Erfolg für Mattnetz und die Atmosphäre im Team ist bei so einem Turnier immer besonders schön. Ich freue mich, nächstes Jahr in der M-Klasse gegen die Größen des Berliner Schachs wie Viktor Pererva, Jaroslaw Verbitsky, Georg Tscheuschner (falls er sich traut) Marcel Pedersen und FM Henrik Hesse antreten zu können.

(Auch hier kann man bemängeln, dass nicht alle in die Kamera schauen, aber das ist garnicht so leicht, wenn euch die tief stehende Sonne ins Gesicht prallt!)

DSAM 24/25 – Ein Rückblick


[Viktor]

Vorbereitung auf die Saison

Auch in diesem Jahr hat der DSB eine Deutsche Schach-Amateurmeisterschaft organisiert. Wie immer 7 Orte, 7 Ratinggruppen und 7 Qualifizierte fürs Finale pro Gruppe. Mein persönlicher Wunsch für die Zukunft ist, dass eine weitere 7 dazukommt: 7 Runden anstatt der heutigen 5. Die DSAM ist über die Jahre so groß geworden, dass Top-platzierte am Ende kaum gegeneinander gespielt haben und in der untersten Gruppe kommt es schon mal vor, dass man mit 5/5 nicht erster wird. Aber ich schweife ab.

Die Orte dieses Jahr waren Bad Wildungen, Bonn, Potsdam, Ingolstadt, Dresden, Magdeburg und Travemünde. Aus Zeit- und Distanzgründen kamen für Viele nur Potsdam, Dresden und Magdeburg in Frage.

Ein Blick auf die Gruppenzuordnung verriet: es wird eine schwierige Saison für die Mattnetzer. Fast alle spielen zum ersten Mal in ihrer Gruppe. Nur Jaro und Silvio (von den Vielspielern) kannten die Struggles ihrer B-Gruppe schon. Richard und ich sind in die A-, Malina in die B-, Adrian in die C-Gruppe aufgestiegen. Für Tim und einige Kinder war die ganze DSAM neu.

Aber gehen wir der Reihe nach die Turniere durch.

Potsdam

Traditionell am ersten Wochenende im Jahr war die DSAM in Potsdam zu Gast mit einem Teilnehmerrekord von 743 Spielern. 14 davon aus unserem Verein.

Erwartungsgemäß hatten es viele schwer in ihrer neuen Gruppe:

Richard: 1,5
Viktor: 0,5/4 + 1 Freispiel (mein erster seit Jahren)
Malina: 2
Silvio: 2
die G-Gruppe sah für die Kinder auch nicht erfolgreicher aus.

Die 2 Leute, die relativ gut abgeschnitten haben, waren Tim und Jaro.

Tim konnte erfolgreich einige Kinder in der G-Gruppe zum Weinen bringen. 4/5 reichten aber nicht mal für die Top 10. Für Jaro reichten 3,5 Punkte auch nicht für die Qualifikation.

Alles halb so wild, denn nach der Siegerehrung gab es noch eine Runde Schneeballschlacht.


Bild: Mattnetzdelegation bei der Siegerehrung in Potsdam

Dresden

2 Monate später ging es dann in Dresden weiter. Gespielt wurde in dem gleichen Gebäude, wo schon 2008 die Schacholympiade stattfand. Genau an der Elbe.

Malina, Tim, Silvio, Richard und ich haben uns zu 5. eine Ferienwohnung gemietet. Yannick (A-Gruppe) war auch dabei. Da die Ferienwohnung auf der anderen Uferseite lag, war der Hin- und Rückweg über die Marienbrücke wunderschön.

[Hier könnte ein Mannschaftsfoto sein, wenn wir eins gemacht hätten]

Die Ergebnisse konnten sich schon eher sehen lassen. Malina, Silvio und Yannick konnten jeweils 3.5, 3 und 3 Punkte holen und damit ELO gutmachen. Richard war mit 2 Punkten immerhin besser als in Potsdam (wobei 1 davon ein Freipunkt war). Und Tim hatte 3/5 aber auch Gegnerpech. Nur ich habe es geschafft mein 0,5/4 nochmal zu unterbieten. Sage und schreibe 0 Punkte aus 4 Partien und ein so stark eingeschüchterter Gegner, dass dieser nicht gekommen ist. Ich wusste, dass die A-Gruppe hart wird, aber trotzdem habe ich mir das anders vorgestellt.

Immerhin habe ich meinen bronzenen Springer bekommen für die 10. Teilnahme an einer DSAM.

Magdeburg

Wiederum 1 Monat später ging es dann nach Magdeburg. Diesmal zu viert: Jaro, Tim, Malina und ich. Zwar hatten die Leute aus Adlershof kleinere Schwierigkeiten Ostkreuz zu finden und wir mussten dadurch eine Bahn später nehmen als geplant, aber immerhin hatte ich diesmal genug Zeit mein Eis bei McDonalds zu bestellen und sogar abzuholen.


Bei der Ankunft in Magdeburg haben wir noch die Familie Neumann getroffen. Und später am ersten Spieltag unseren Neuzugang Thomas Nowak, der sich dazu entschließ von Berlin nach Magdeburg zu pendeln.

Trotz unserer Verzögerung in Berlin, hatten wir noch die Zeit das Blitzturnier, das immer am Vorabend der DSAM stattfindet, mitzuspielen. Vielleicht sollten wird das öfter machen, den Magdeburg wurde zum mit Abstand besten DSAM für Mattnetz in diesem Jahr.

Ich konnte endlich zeigen, dass auch ich spielen kann (zumindest teilweise). 2,5 Punkte und endlich auch mal alle 5 Partien gespielt. Tim 3,5. Die großen Ergebnisse kamen aber aus der B-Gruppe. Malina hat sich meine Taktik von der Vorjahres-DSAM in Magdeburg abgeschaut: die erste Runde zu verlieren dann aber das Feld von hinten aufzurollen. 4/5 Punkte bedeutete fast die 2000 DWZ und eine direkte Qualifikation für das Finale. Getoppt konnte nur das Ergebnis von Jaro. Er hat lange um den Turniersieg gekämpft, musste dann sich am Ende mit 4,5 Punkten und 0,5 Buchholz Abstand nach oben mit Platz 2 begnügen.

Schauen wir uns eine Partie aus der 3. Runde von diesem Run an.


Verbitsky,Jaroslaw (2065) – Pössel,Christian (1953)

Die Eröffnung ist für Jaro relativ gut verlaufen und die Stellung ist irgendwo zwischen leicht besser für Weiß und Ausgleich. Rechner sagt es ist langsames Spiel angesagt. Jaro findet aber seinen eigenen Weg:

14. g4?!

Kann eigentlich nicht gut sein. Aber Jaro hat Vertrauen in das, was er da macht. Manchmal reicht das.

14. … Qa5

15. f4 b5

16. g5

jetzt ist das konsequent

16. … Nd7

vielleicht war Se8 besser um das Feld g7 zu überdecken

17. Nd5!

jetzt macht Jaro ernst! es nicht mehr so einfach sich zu verteidigen

17. … Qd8

18. Re3

Idee ist klar: Th3, Dh5 und Matt. Das hat der Gegner gesehen. Bei der Abwehr übersieht Schwarz aber eine versteckte Idee.

18 … Re8

19. Rh3 exd5

20. Qh5 Nf8

21. g6!!

Droht das Schlagen auf f7. Wenn man mit Springer oder h-Bauer den g6 nimmt, ist es Matt. Wenn der f-Bauer nimmt oder zieht, ist nach Dxd5+ der Turm auf c6 weg.

Black is busted!

Der Rest ist einfach.

21. … fxg6 22. Qxd5+ Kh8 23. Qxc6 Ne6 24. f5 Nf4 25. Rf3 Bg5 26. Rd1 Bh6 27. Rxd6

Qb8 28. f6 bxc4 29. e5 g5 30. f7 Qa7+ 31. Bd4 Qxf7 32. Rxh6 Ne2+ 33. Kf2 Qe7 34.

Kxe2 gxh6 35. Qxc4 g4 36. Rf7 Qg5 37. e6+ Kg8 38. Rg7+ Qxg7 39. Bxg7 Kxg7 40.

Qc7+ 1-0

Bild: Teilnehmer unserer kurzlebigen WG in Magdeburg (danke an den Fotografen! 😉 )

Im Zug nach Hause haben wir dann auch noch Sven getroffen, der anscheinend auch mitspielte. Was ist die nächste Stufe nach dem goldenen Springer?

Der lange April

Am Sonntag den 06.04. war die DSAM in Magdeburg vorbei aber für Jaro und mich war das nur der Anfang eines langen Monats. Geplant waren insgesamt 23 Partien. 5 DSAM, 9 beim Reykjavik Open und 9 bei der BEM.

Jetzt hieß es nach Hause, Koffer packen (bzw. erst gar nicht erst auspacken), schlafen und ab zum Flughafen. Der Flug nach Island ging in nicht mal mehr 24 Stunden.

Ich hoffe, die Berichte zu Island und BEM kommen bald.