In der Woche vom 21.10.24 – 27.10.24 fand das 2. Berlin U25 Open statt, ein Turnier, welches von Mattnetz bezuschusst wird, daher kommt nun hier auch besser spät als nie, ein Bericht dazu. Das Turnier wurde in 3 Teilen ausgetragen, dem A, B und C-Open und es nahmen insgesamt 10 Mattnetzer teil (jeweils 3-4 pro Open). Daher besteht auch dieser Rückblick aus 3 Teilen geschrieben von einem Teilnehmer je Open.
Das C-Open von Tobias Reinhardt
Hi, mein Name ist Tobias und ich habe im C – Open des U25 Opens den 4. Platz belegt. Ich war von Anfang an als 26. von 28 gesetzt und habe nicht erwartet, dass ich so gut abschneide.
Das Turnier begann Montag morgens, als wir uns alle in der S-Bahn trafen.
Ich hab bereits in meiner ersten Partie gestruggelt, da ich ein Damenschach übersehen hab und so einen Turm verloren hab. Zum Glück hab ich es geschafft die Dame noch gegen den anderen Turm abzutauschen. So hatte ich die Dame gegen 2 Türme. Im Mittelspiel hat meine Gegnerin ein Matt in 2 übersehen und so gewann ich meine erste Partie.
Die nächste Partie spielte ich Remis und die dritte gewann ich sehr solide. Zu dem Zeitpunkt war ich in den Top 4 und habe an Brett 2 gespielt. Ich war von Anfang an aus der Theorie raus, habe aber einen Bauern geopfert um starken Angriff zu bekommen. So habe ich dann forciert eine Qualität gewonnen und es solide ins Endspiel runtergespielt.
Jetzt spiele ich an Brett 1 und habe Chancen den besten Spieler im ganzen Turnier zu schlagen. Leider spielt mein Gegner eine mir unbekannte Eröffnungsfalle und Ich stehe schlechter. Im Endspiel habe ich eine Leichtfigur weniger und verliere die Partie. Jetzt habe ich immerhin noch Chanchen auf die Top 3.
Die vorletzte Partie hab ich dann sehr solide gespielt und im Endspiel gewonnen.
Spannend wurde es wieder in der letzten Partie. Wie immer war ich ab Zug 5 aus der Theorie. Mein Gegner hat Katalanisch gespielt und ich habe aus Versehen einen Turm geopfert … und stand aber trotzdem besser!! Die Stellung war die folgende, was würdet ihr mit Schwarz spielen?
An dieser Stelle hätte ich c5 spielen müssen! Hätte ich diesen kritischen Zug gefunden wäre die Partie vielleicht anders ausgegangen. So verlor ich und aber endete immerhin auf dem 4. Platz.
Das B-Open von Adrian Maiwald
Im B-Open haben Malina, Erik und ich mitgespielt. Die 1. Runde fand am Montag um 16 Uhr statt. Wir sind zusammen hingefahren und hatten noch ein bisschen Zeit vor der Partie, um uns auf die Partie vorzubereiten. In unserer Gruppe spielten über 100 Spieler mit, was erstaunlich ist. In der ersten Runde hatten wir alle Weiß. Malina spielte an Brett 14 und gewann dort gegen einen Schwächeren. Erik verlor leider gegen einen Stärkeren an Brett 31 und ich gewann sehr schnell gegen einen deutlich Schlechteren. Meine Partie ging nur 14 Züge lang. Ich hatte also einen entspannten Start in das Turnier
Am nächsten Tag standen 2 Runden auf dem Plan, weswegen wir schon deutlich früher beim Spiellokal sein mussten. Erik bekam in der 2. Runde einen Gegner, der von der DWZ her auf Augenhöhe mit ihm war, außerdem hatte er Schwarz, wie wir alle in Runde 2. Umso stärker, dass er gewann. Ich spielte in Runde 2 gegen einen deutlich Stärkeren. Mit über 200 Punkten weniger hatte ich eine schwierige Aufgabe. Aber nach einer langen und anstrengenden Partie schaffte ich es, den Sieg zu holen. Malina spielte weit vorne gegen einen DWZ-Schwächeren, der aber besser war als seine Zahl. Deswegen verlor sie leider in Runde 2. Das gute an den Doppel-Runden-Tagen ist aber, dass, wenn man die erste Partie verliert, trotzdem noch einen soliden Tag draus machen kann und nicht mit schlechter Laune nach Hause fahren muss.
Nach der 2. Runde hatten wir erstmal eine Pause. Wir haben die Pause genutzt, um uns etwas zu Essen zu holen und uns auf den nächsten Gegner vorzubereiten. Die meisten haben sich Döner geholt oder Curly Fries, die im Laufe des Turnieres noch ziemlich beliebt wurden. Mit 2/2 Punkten spielte ich die 3. Runde ziemlich hoch, an Brett 10. Mein Gegner hatte wieder über 200 Punkte mehr DWZ, aber glücklicherweise hatte ich Weiß und kannte mein Eröffnungs-Repertoire. Mein Gegner kannte sich dagegen nicht so gut aus in der Eröffnung, was zu einem Sieg meinerseits geführt hat. Schon nach 14 Zügen konnte ich taktisch etwas gewinnen. Hier die Stellung dazu:
Ich spielte 14.Se6. Damit greife ich die Dame an und drohe Sxf8, worauf Lxh6 kommt folgt. Er ist aber erstmal am Zug und muss seine Dame wegziehen. Dxe5+ ist möglich und auch der beste Zug. Ich spiele nun aber 15.De3. Damit drohe ich Damen zu tauschen und dann entweder Sc7+ oder Sxf8 zu spielen. Wenn er die Damen tauscht, muss ich mit dem Läufer zurückschlagen, damit die Sxf8 Lxh6 Drohung immer noch steht. Außerdem würde Sc7+ drohen und er kann nicht beides in einem Zug verteidigen. Ich gewinne also auf alle Fälle Material. Die Partie ging nach 15.De3 weiter mit Sf7. 16.Dxe5 Sxe5 17.Sc7+. Ich bekomme nach Sxa8 meinen Springer leider nicht mehr raus, weshalb ich „nur“ eine Qualität gewonnen habe. Natürlich hat das aber über die Zeit zum Sieg geführt.
Malina spielte mit Weiß an Brett 19. Wie vorhin angedeutet, konnte sie ihren Tag noch mit einem Sieg retten. Erik hatte leider kein Losglück und musste gegen einen spielen, der 300 Punkte mehr als er hatte. Verständlicherweise verlor er leider.
Mittwoch gab es wieder nur eine Runde, die um 16 Uhr begann. Als unsere Fahrgemeinschaft beim Spiellokal ankam, war Tim wieder mal schon da und machte schon fleißig Chessable, um bereit für seinen Gegner zu sein. Erik spielte schon wieder gegen einen Stärkeren und verlor leider. Malina spielte an Brett 12 gegen den Gegner aus Eriks letzter Runde. Unglücklicherweise verlor auch sie gegen ihn. Und ich hatte leider auch kein Losglück und spielte an Brett 4 gegen den an 1 Gesetzten mit einer DWZ von fast 2000. Aber wegen guter Vorbereitung und einem Lauf holte ich sogar mit Schwarz ein Remis. Nachher habe ich aber gesehen, dass viel mehr drin gewesen wäre.
Am Donnerstag gab es dann wieder zwei Partien. Ich spielte an Brett 3 wieder gegen einen viel Besseren. Er spielte eine Eröffnungsvariante, die ich nicht kannte, weshalb ich leider verlor. Malina spielte an Brett 22 und verlor leider auch. Ausgerechnet mal wieder gegen Eriks Gegner aus der vorigen Runde. Aber wenigstens Erik holte einen Sieg gegen einen DWZ-Besseren. In der Pause haben wir wieder etwas gegessen und uns auf den nächsten Gegner vorbereitet. Manche hatten sogar so viel Zeit ein kleines Nickerchen zu machen. In Runde 6 gewann Erik an Brett 34, Malina verlor leider wieder an Brett 32 und ich spielte Remis an Brett 9. So war dieser Tag eigentlich nur für Erik wirklich erfolgreich.
Runde 7 am Freitag war wieder um 16 Uhr. Die meisten Mattnetzer sind, wie immer, gemeinsam hingefahren. Das war der letzte Tag für die C-Open-Spieler, weshalb wir noch gemeinsam ein Foto gemacht haben.
Runde 7 spielte ich dann an Brett 14 wieder gegen einen Stärkeren und verlor leider erneut. Erik verlor leider auch an Brett 30 und Malina gewann an Brett 38 gegen einen Schwächeren.
Am Samstag war unsere Fahrgemeinschaft nur noch halb so groß, weil die Mattnetzer aus dem C-Open nicht mehr dabei waren. An diesem Tag war für uns aber auch schon die vorletzte Runde. Erik gewann an Brett 35, Malina gewann an Brett 30 und ich verlor an Brett 14. Das war für mich aber keine Schande, weil mein Gegner an 5 gesetzt war und ich an 50.
Die letzte Runde war am Sonntag schon um 10 Uhr, weil danach noch die Siegerehrung war. Erik, Malina, Jaro und ich sind wieder gemeinsam zum Spiellokal gefahren und haben auf dem Hinweg den Schachboxkampf von Max verfolgt. In der letzten Runde spielten Malina Erik und ich dann alle nah beieinander, weil wir alle 4 Punkte hatten. Wir hatten alle einen machbaren Gegner zugelost bekommen. Aber es lief nicht so gut, wie erwartet. Malina holte nur ein Remis und ich verlor sogar gegen eine deutlich Schlechtere. Wenigstens holte Erik einen vollen Punkt und beendete das Turnier so doch noch gut mit 5/9. Malina hatte am Ende 4,5/9 und ich 4/9.
Insgesamt haben wir, denke ich, aber alle viel gelernt und es hat allen Spaß gemacht. Und obwohl Erik und ich bei der Elo nur ganz wenig Plus oder Minus gemacht haben, haben wir beide bei der DWZ sehr viel Plus gemacht, weil unsere DWZ vor dem Turnier viel niedriger war, als unsere Elo.
Das A-Open von Jaroslaw Verbitsky
Ich habe eine Weile überlegt, was ich in meinen Teil des Berichts hier überhaupt reinschreiben soll, denn ich habe nicht den 4. Platz belegt (Glückwunsch an Tobias!) und ich habe auch nicht an Brett 4 gegen den an 1 gesetzten gespielt (auch von Adrian ein starkes Ergebnis!). Mein Turnier ist gekennzeichnet durch die +- 0 Elo, die ich am Ende (nicht) plus gemacht habe. Viel mehr war es für mich ein Turnier wo ich ein paar Damenendspiele üben durfte und ein paar Gelegenheiten verpasst habe. Um beides zu illustrieren, habe ich mal hier eine Stellung aus der 9. Runde rausgesucht gegen einen gleichstarken Gegner:
Nach 70 gespielten Zügen, habe ich es endlich geschafft einen substanziellen Vorteil in diesem Damendspiel herauszukämpfen. Mit etwas Euphorie spielte ich hier Dg7+, realisiere aber nach Ke6, dass ich den h7 Bauern garnicht nehmen kann ohne ins Dauerschach zu geraten… Die Engine sagt deshalb in der obigen Stellung ich soll den etwas weniger natürlichen Zug Df5+ spielen und nach Kg8 Kg5 stehe ich +2. So wie es kam, endete die Partie in einem Remis und dem Verständnis von meiner Seite, dass ich meine Variantenberechnungs-Skills deutlich verbessern muss!
Noch ein bisschen weniger gut lief das Turnier für Bao, mit dem ich zu Beginn des Turnier gemeinsam ambitionierte Ziele formuliert hatte (Tipp: 2024 war für Bao das letzte Jahr mit dem K-Faktor 40…). In der letzten Runde hätte er auch noch auf etwas ELO-Plus kommen können, bekam unglücklicherweise eine Vereinspaarung und musste gegen Marcel spielen, welcher sich gegen Bao durchsetzen konnte.
Damit kommen wir aber immerhin doch nochmal zu einer positiven Endnote dieses Rückblicks, denn Marcel, welcher seine Partien gefilmt und live auf seinem Twitch Kanal übertragen hat, konnte ein recht gutes Ergebnis im Turnier erzielen. Mit seinen 5/9 Punkten konnte er gegen Ratingmäßig stark überlegene Spieler nicht nur +34 ELO einsammeln, er lag auch mit seiner damaligen ELO von 2147 auch noch ganz knapp in der Rating-Kategorie U2150. Sein Ergebnis reichte in dieser Kategorie für den 2.Platz und damit gewann Marcel einen Geldbetrag in Höhe von 200€!
Das U25-Open war also ein Turnier, wo einige Mattnetzer Niederlagen einstecken mussten, andere Erfolge eingefahren haben und wiederum andere ihr Ratingniveau einfach bestätigt haben. Vor allem aber es war in jedem Fall ein sehr günstiges Turnier in Berlin, welches wirklich stark besetzt ist (vor allem im A-Open) und ich für meinen Teil werde nächstes Jahr definitiv wieder daran teilnehmen und freue mich je mehr unserer jungen Spieler sich da anschließen.